Juliana Hatfield – Beautiful Creature/ Total System Failure
Mal ehrlich: Nachdem nun bereits fünf Jahre lang nichts mehr zu hören und zu sehen war von Juliana Hatfield, hat der eine oder andere von uns das Warten auf ein Lebenszeichen der amerikanischen Songschreiberin schlichtweg vergessen. Wir rekapitulieren: Juliana als Sängerin und Gitarristin der Blake Babies, Kollaboration mit den Lemonheads auf deren bestem Album „lt’s A Shame About Ray“, Liebschaft mit Evan Dando, Geständnis, mit 25 trotzdem noch Jungfrau zu sein, drei Soloalben (die beiden letzten davon unter Juliana Hatfield Three), Krach mit Evan, Nervenzusammenbruch.
Und nun gleich mit haufenweise neuem Material zurück. Will meinen: Doppelalbum und alles in allem 26 neue Chancen, das vor Jahren Geschehene adäquat aufzuarbeiten. Auf „Beautiful Creature“ stehen manchmal allzu plakative Weisheiten („He looks so right outside, but he feels so bad inside“ im Opener „Daniel“ oder „I say it’s me or drugs, you choose drugs“ bei „Close Your Eyes“) den oftmals makellosen, teils gar akustischen Weisen einer verletzlichen Juliana Hatfield gegenüber. Zu ihrer besten Form läuft die Hatfield dabei mit der Triade „Might Be In Love“, „Somebody Is Waiting For Me“ und „Until Tomorrow“ auf.
Auf der zweiten CD „Total System Failure“, die unter dem Projektnamen Juliana’s Pony eingespielt wurde (in Sachen wechselnde Projektnamen und Umbenennungen will sie scheinbar Will Oldham Konkurrenz machen) wird dagegen zumeist heftig gerockt. Aufbruchstimmung. Im unwiderstehlichen „Houseboy“ heißt es „We go to the grocery store, I need pop tarts and orange soda“ während „Road Wrath“ wie Black Sabbath beginnt, bevor es die Kurve zu Veruca Salt bekommt.
Der Höreindruck bleibt in etwa derselbe wie Vorjahren auf „Becoma What You Are“ oder „Only Everything“: Nichts klingt wirklich überfrachtet, und Juliana Hatfield scheint auch weiterhin ganz genau zu wissen, wie und worüber sie singt. Um so erstaunlicher, dass dies auch in doppelter Ausführung funktionieren kann. Best of both worlds.