The Jayhawks – Smile :: Americana ade: die Jayhawks an der Schwelle zum perfekten Pop
Ein Schmetterling. Das Ende der Metamorphose. An den Roots genagt, im grünen Gras gehäutet, im violetten Kokon überwintert und nun endlich geschlüpft. Ein Zitronenfalter ist es geworden, schaukelnd, leuchtend, grazil und fragil und flatterhaft. „Smile“ heißt diese Platte aus Sunshine-Pop und Schäfchenwolken-Harmonien. Man hätte sie auch nach anderen Album-Tracks benennen können. „Break In The Clouds“ wäre ebenso passend gewesen wie „Life Floats By“. Erstaunlich. Sicher, der Americana-Scholle waren die Jayhawks schon mit „Sound Of Lies“ entfleucht, doch war dies ein lyrisch hintersinniges, undurchsichtiges Werk, musikalisch muskulös, ja bisweilen aggressiv.
„Smile ‚ ist nichts von alledem. Den Songs von Gary Louris haftet nichts Bedrohliches mehr an. War „Sound Of Lies“ eine Debatte über Misstrauen und vertane Chancen, macht „Smile“ einen großen Bogen um alles Bedenkliche und meidet therapeutischen Tiefgang wie Bob Dylan den Zeitgeist „Wake up, put your shoes on“, hebt Louris im Titelsong ganz zart an, „take a breath of the northern air and rub those eyes.“. Dazu klampft und klimpert es verhalten, E-Gitarre und Keyboards malen einen Regenbogen, und der Refrain rät „Smile when you’re down and out“, denn „you don’t really have a problem“. Wie man mit einem Kind redet Und diese Naivität zieht sich durch die Texte wie ein roter Faden, die grundgütigen Melodien weben farbenfrohe Muster, und das gesamte, flaumige Instrumentarium macht ständig: Pop!
Streng songdienlich agieren auch die vielstimmigen Chöre, die neben der zuverlässigen Statik der Songs konstitutiv sind für das Gelingen von „Smile“. Phaser oder Percussion setzen schon mal Akzente, doch erst der Umstand, dass sich die Jayhawks zu einer formidablen Vocal Group gemausert haben, macht den Unterschied. The Association klingen da an, die Beau Brummeis und Crowded House. „I’m Gonna Make You Love Me“ könnte Tom Petty sein, mit den Travelling Wilburys. Das wehmütige „Better Days“ trägt klassischen Folk-Pop auf, und „Baby Baby“ rockt dann doch noch, wie die Bangles mit Nils Lofgren. Ein Schmetterling also, prächtig und vergänglich. Pop eben.