Jerry Joseph – Everything Was Beautiful :: Der Songschreiber zwischen biblischen Bezügen, Steve Eearle und Pete Droge

Beispielsweise „1936 Jesus“, „In Your Box“, „Beautiful Child Of God“: Ja, der Mann hat’s mit der biblischen Metapher. Was kaum erstaunt angesichts libanesischer (Vater) bzw. irischer (Mutter) Abstammung. Bewegt darf man die Vita des 38-jährigen Songschreibers auch sonst nennen. In den 80er Jahren ließ er sich mit der Reggae-Band Little Women im Neo-Hippie-Dunst der Phish und Co. hängen, später spielte er mit den Jackmormons (Stützpunkt Salt Lake City, Utah) härteren Rock.

„Everything Was Beautiful“ klingt jetzt nach Ankommen, nach eigenem Sound, eigener Stimme. Dass die den noch mal nach dem jüngeren Joe (Henry), auch mal nach dem ewigen Steve (Earle) klingt, steht dazu nicht in Widerspruch. Und dass diese zwölf Songs dabei auch noch in Bewegung bleiben, liegt nicht nur an Metaphern, die auch jenseits biblischer Bezüge treffen, sondern auch an Pete Droge.

Dessen erste Arbeitsprobe ab Produzent fallt veritabel aus, gerade weil sie den gängigen Bar-Rock-Erwartungshorizont sprengt: Die unselige, mit wenigen Strichen skizzierte Figur des „1936 Jesus“ blitzt im Sperrfeuer aus E-Bow und Synth-Static, eine Pedal Steel lässt Sarkasmus auf den traurigen „King Of Love“ tropfen wie dicken Honig aufs Butterbrot, die Dobro von Gast-Gitarrist Ian Moore umzüngelt den Fanatismus, der sich da oben im „Mountain Home“ bald unheilvoll entladen wird. Selbst mit den Drum-Machines hantieren Joseph 8C Droge manierlich, ohne den einfachen Zauber akustischer Gitarren zu vernachlässigen („Altar In Your Box“).

Na, knien wird man nicht gleich vor „Ererything Was Beautiful“ – ein wenig klatschen darf man schon.

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