ROOTS :: VON JÖRG FEYER
Trisha Yearwood
Real Live Woman imca/universal) Genügsam ist man geworden. Im Falle Trisha earwood freut es einen schon, wenn sie auf weitere Diane-Warren-Schmonzetten verzichtet und auch nicht der Verlockung des Twain-Trash erliegt. Mit „/fed/ Live Woman“ (ein Seitenhieb auf Shania?) emanzipiert sich die Blonde aus Georgia ein Stück weiter vom Country-Tagesgeschäft, hin zur reifen Chanteuse, die en passant auch mal Bruce Springsteen interpretiert (hübsch: „Sad Eyes“ von „Tracks „) und dabei nicht immer alle Vocal-Register ausreizen muss. Wenn sie ihrem Idol Linda Ronstadt zum ersten Mal per Cover huldigt, mit dem tragikumflorten Mitt-70er-Juwel „Try Me Again“, dann freilich schon. Dass auch neue Songs dieses Formats heute eine Chance hätten, wenn Risiko kein Fremdwort wärein Nashvüle,beweistMatracaBergs einsam-schönes Schlusslicht „When A Love Song Sings The Blues“. Mainstream? Vielleicht. Aber wenn der immer so klänge, hätte Music City USA ein paar Freunde mehr. Und nicht die falschen. Wenn in Deutschland nicht wieder die steindumme Parole „New American Music“ ausgegeben wird, könnte Yearwood ähnlich reüssieren wie Shelby Lynne. Falls es Jürgen von der Lippe gefällt. 1/2
RandyWeeks
Madeline (Hightone/fenn) Ein Mann sitzt am Telefon, dreht in den Haaren, fasst sich an die Nase. Würde mich nicht wundern, wenn für das Kopfzerbrechen von Randy Weeks das weibliche Wesen verantwortlich ist, dem er hier im Titelsong voll mühsam gezügelter Ungeduld huldigt. Mit den Lonesome Strangers blieb Weeks einst eine schöne Fußnote des kalifornischen Neo-Country-Aufbruchs. Solo könnte mehr drin sein, zumal es sich Lucinda Williams nicht nehmen ließ, sein „Can’t Let Go“ zu covern. Keine Eintagsfliege, wie die restlichen elf Songs dieses Hightone-Debüts belegen, das Weeks mit leichter Soul/Swamp-Pop-Schlagseite und ähnlich heiserem Timbre als nnisicaltnin von Duane Jarvis ausweist. Da halfen Don Heffington (Neal Casal) und Dwight-Yoakam-Orgler Skip Edwards sicher gern aus. 3,5
Coco Rohicheaux
rtoodoo Party (SKY RANCH/EDEL C O N T R A I R E ) Man muss ihn ja nicht gleich in einem Atemzug mit Dr. John oder gar Tom Waits nennen, um anzuerkennen, dass Curtis Arceneaux alias Coco Robicheaux die Fahne des New Orleans-R&B mit Stil und Gusto hochhält Auch sein drittes Album definiert sich weniger über das Format eher durchschnittlicher Songs (Eigenes plus Cover von Prof. Longhai]; Allen Toussaint, Eddie Bo) als vielmehr über diesen knarzenden Hinterhof-Sound und den Straßenköter-Charme des Interpreten. Fehlt nicht viel – und wir würden ausrufen: „I’ve been hoodood!“ 3,0
Koko Taylor Royal Blues (edel contrairej Auch nach sechsjähriger Pause hat die große alte Dame des Chicago Blues das Shouten nicht verlernt und nordet selbst „Bring Me Some Water“ mühelos ein. Autorin Melissa Etheridge sollte Mühe haben, das auf Anhieb zu identifizieren. Leider muss sich Taylor eines doch etwas vorlauten Gitarristen erwehren, der seine Läufe in jede noch so kleine Lücke presst. Wie man das eleganter löst, zeigt einmal mehr Altmeister B. B. King, der für die Party im „Blues Hotel“ seinen feinsten Zwirn angelegt hat In einer eher ungewohnten Gast-Rolle, als gurrender Akustik-Blueser ohne Crossover-Ambitionen, begegnet uns hingegen Keb‘ Mo, der Koko als „The Man Next Door“ gerade zur rechten Zeit über den Weg läuft. Bis dann irgendwann doch wieder dieser Gitarrist, Criss Johnson heißt er, sein Wasser nicht halten kann. Blues-Gitarre, geschwätzig. 3,0
SaraHickman Spiritual Appliances (SHANAC HIE/KOCH) Dem Titel zum Trotz erspart sich die Texanerin esoterisches Geschwurbel (meistens), Bläser und Streicher setzen kräftige Akzente im wohl arrangierten Folk-Pop. Der Mut zum langen Atem wird nur im grazilen „Moment Of Grace“ belohnt, andere Versuche wirken eher redundant Wäre Hickman doch öfter so knackig-knapp zur Sache gekommen wie mit „Life“. 3,0
Bobby Whitlock
ItsAboutTime (GRapevine/kochi Ob es höchste Zeit war für den Mann aus Memphis, sei dahingestellt Auf jeden Fall schlägt sich Whitlock mit wackerem R&B-Rock und fragilen Blue-Eyed-Soul-Balladen besser als zuletzt sein Ex-Arbeitgeber und Co-Autor Eric Clapton („Bell Bottom Blues“, „Why Does Love Got To Be So Sad“) aus Derek & The Dominos-Tagen. Dabei arbeiten dem heiseren Tenor Könner wie Steve Cropper, Buddy Miller und Jim Hörn (Saxofon) zu. Nicht zwingend, aber versiert 2,5