Sleater Kinney

All Hands On The Bad One

Der Punk klingt jetzt fast poppig, die Texte klären gnadenlos auf

Was Sie schon immer über das Rockstardasein wissen wollten, aber keinen Mann fragen wollten – Sleater-Kinney erzählen es Ihnen. Auf ihrem fünften Album singen Corin Tucker und Carrie Brownstein praktisch von nichts anderem. Musikalisch gefalliger denn je und im Vergleich zum Vorgänger „The Hot Rock“ richtig poppig: Mit dieser kleinen Linksdrehung soll doch bloß harter Inhalt weich verpackt werden. Könnte klappen – so genau hören die meisten Menschen ja eh nicht hin. Leider. Denn so viel Attitüde mit gleichzeitiger Selbstironie und Spaß an grellen Tönen gab es selten.

„The Bailad Of A Ladyman“ beschreibt die Sorgen des gewöhnlichen Rockmusikers: „Eye cream and thigh cream, how ‚bout a get high cream?“ Die Frage könnte von David Lee Roth stammen. „You’re No Rock’n’Roll Fun“ führt den Faden fort. Man hätte es sich denken können: Diese Frauen wollen Whiskey in ihren Weihnachtsstrümpfen. Schokolade natürlich auch.

Und jetzt wird es ernst, denn mit „No. 1 Must-Have“ geht die Sozialkritik los. „Who would have believed this riot grrrl’s a cynic?“ Eine rhetorische Frage. Sleater-Kinney verbringen ihre Tage nicht bei „girlpower.com“, sie sind ja nicht Gwen Stefanis Schwestern. Sie wissen aber, was beim Woodstock-Jubiläum passiert ist und dass Musik nicht immer der „Stairway To Heaven“ ist Das magjetzt pathetisch klingen, aber berechtigt ist die anschließende Überlegung doch: „Will there always be concerts where women are raped?“ Die Konsequenz ist so simpel wie wahr: „The Number One Must Have is that we are safe.“

Der Rest flacht bisweilen leider ab, besonders die ruhigen Stücke haben nicht den nötigen Drive, so sehr sich Drummerin Janet Weiss bemüht Doch wenn Sleater-Kinney angreifen, dann treffen sie auch. Und dann gnade Gott dem gemeinen Mucker. Der ist abgemeldet – „it’s time for a new rock ’n’roll age!“ Bis das nächste Bon Jovi-Album kommt.