Jackie Mittoo – The Keyboard King At Studio One :: Der Mitbegründer der Skatalites in einer empfehlenswerten Sammlung
Jackie – wer? Der Mann hat eine ausufernde Diskografie, und dennoch ist er hier zu Lande nur einer kleinen Zahl eingeweihter Genre-Kenner ein Begriff. Soul Jazz Records veröffentlicht nun 15 Songs aus dem Nachlass des vor zehn Jahren verstorbenen Multitalents. Je nach Art der Betrachtung ist dies ein Leckerbissen für Fans oder ein Ärgernis für alle, die für die vertretenen Stücke viel Geld auf Plattenbörsen hinblättern mussten. Dem Ersthörer sei diese Zusammenstellung jedenfalls uneingeschränkt ans Herz gelegt. Stilistisch wird, überwiegend instrumental, die breite Palette von Ska und Rocksteady über funky Raregroove bis hin zu Reggae bedient Jackie Mittoo zählt zu Jamaikas einflussreichsten Musikern. Als Gründungsmitglied der Skatalites, einer der wichtigsten Formationen in der Geschichte des Reggae, gehörte er zu den Wegbereitern des Ska. Nach deren Auflösung wurde er von 1965-1969 zum musikalischen Mastermind des legendären „Studio One“. Mittoo betätigte sich dort ab umtriebiger Workaholic: Er war gleichzeitig Arrangeur, Solokünstler, Keyboarder und musikalischer Nukleus der hauseigenen Bands.
Naturgemäß ist der Sound bei Aufnahmen aus den 60er Jahren nicht immer so brillant, wie man ihn sich wünscht. Beim „Killer Diller“-Ska zerrt es dann schon recht unangenehm aus den Boxen; bei den meisten anderen Songs ist die Klangqualität aber auffallend gut. Jackie Mittoos Fähigkeiten als Keyboarder als „virtuos“ zu bezeichnen, wäre übertrieben. Sein exzentrisches Spiel ist aber stets reduziert und klar. Das Klangspektrum der Hammond-Orgel wird erschöpfend ausgelotet, und bei „Henry The Great“ und dem hypnotischen „Oboe“ experimentiert er bereits mit den später für die Dub-Musik typischen Hall- und Echo-Effekten.
„Think positive“ könnte das Motto dieser Sammlung lauten. Mal lebhaft mal entspannt, mal tanzbarer mal friedlicher „Let’s get together“-Sound – und die Dope-Schwaden ziehen durchs Studio. Carol Brown, die Witwe der 1990 verstorbenen Reggae-Legende, verwaltet offenbar den Nachlass und veröffentlicht von Zeit zu Zeit in Kanada seltenes Material. Auf der Mittoo-Seite von www.docrock.de kann per e-mail Kontakt aufgenommen werden.