Iain Matthews – A Tiniest Wham :: Rock-freie Akustik-Songs und eine Live-Beigabe vom Routinier
„I don’t know what you expect to hear out of me any more“, lautet die erste Zeile dieses Albums. Dabei weiß lain Matthews doch schon lange ganz genau, was die Fans, die ihm geblieben sind nach rund 35 Jahren, von ihm wollen, musikalisch gesehen. Und hält es deshalb mit dem im Booklet zitierten Maler Hokusai, der auch nicht rasten mochte auf seiner lebenslangen Reise zur Vervollkommnung seiner Kunst – auf dem immer auch Ungewissen Trip vom rudimentären Aufbruch zu sublimer Perfektion, die natürlich erst die Jahre bringen können. Und in die Jahre gekommen, das ist Matthews allerdings.
Kein Jahr nach seinem letzten Album mit Plainsong („New Place Now*) enttäuscht der in Texas lebende Manchester United-Fan (doch, das ist eine Enttäuschung…) diese Erwartungen nicht und kredenzt ein ausgewogenes Dutzend rockfreier Akustik-Songs, die swingen und schlendern, reif und rosig. Die zwar auch geheimen Stürmen rund um den eigenen Nabel nachspüren, darüber den Blick für Historie und the big picture aber nicht verloren haben. Die Folk, Blues, Country, Bluegrass belehnen, sowohl stilistisch als auch von den Sujets her, und doch ein genuin eigenes Aroma verströmen. Ein Aroma, das gewiss so manche Träne verdrückt, aber doch nur ganz selten die Grenze zum I Schwülstigen streift. Und auch die Sentimentalität sei dem Songschreiber gegönnt.
Fast überflüssig zu erwähnen, dass Matthews‘ Begleiter beste Arbeit abliefern, insbesondere Co-Produzent Bradley Kopp und Jim Fogarty an diversen Saiteninstrumenten. Wer zuerst kommt, erwirbt „A Tiniest Wham“ in limitierter Auflage mit Bonus-Live-CD, ein Mitschnitt aus dem „Hirsch“ in Nürnberg vom September 1998: Matthews mit Band (The Swinelakers), alten Hits („Shake It“) und zwei Covers („And It Stoned Me“ von Van Morrison und „I Don’t Wänna Talk About It“ von Danny Whitten). Das Schlusswort für den Covergestalter: Diese alte Schrift ist zwar recht hübsch, aber einfach zu klein, um beim Lesen keine Kopfschmerzen zu provozieren. Ein Umstand, den Blue Rose mal bedenken sollte.