Allan Holdsworth – The Sixteen Men Of Tain :: Der gerontische Instrumental-Virtuose filigriert auf dem Fretboard

Dass man ab fast Volljähriger mal zur Gitarre greift, um sich streng autodidaktisch dieses und jenes draufzuschaffen, besonders solche immer

grünen Riff-Standards wie jene von „Smoke On The Water“ oder wahlweise wohl auch „Paranoid“, soll ja vorkommen. Dass man sich aber innerhalb einer Dekade zum Fusion-Taifun hinauffrickelt und bald von solchen – na, sagen wir mal zusammenfassend -Jazz-Rock-Formationen wie Tempest, Gong, Soft Machine und UK bestallt wird, ist doch einigermaßen originär. Nur jeweils ein Album durfte er bei den genannten Gruppen aufmöbeln, auf Dauer war denen seine juvenile Legato-Verve vielleicht zu enervierend.

Seit den Achtzigern ist Allan Holdswotth dann vornehmlich solo tätig und hat sich mit seiner immer viel Staub aufwirbelnden Griffbrett-Hasterei alsbald einen ziemlichen Ruf als Gitarrist für Gitarristen erlaufen – kein Wunder, dass schließlich auch ein Metal-Flitzefinger aufmerksam wird, Jeff Watson von Nightranger nämlich, und ihn für seine Sprint-Staffel akquiriert.

Auf seinem neuen Album klingt alles etwas moderater und gelassener. Nun, der Mann ist auch schon über fünfzig. Die Rock-Elemente sind ziemlich ausgedörrt, machen allseits einem unaufdringlichen, auch schon mal indifferenten Ambient-Jazz Platz, der sich im melodischen Bereich durchaus Folk-affin gibt und nur, wenn Holdsworth das Fuzz-Pedal tritt, ein wenig auf Touren kommt. Die ausgreifenden Solo-Improvisationen sind freilich immer noch furios und agil, aber leider immer noch kaum nachvollziehbar. Nachspielbar ohnehin nicht, er hat ja einen Ruf zu verlieren. Dennoch, die beiden ruhigen, gemütvollen Instrumental-Elegien „Downside Up“ und „Eidolon“, so die alte Kritikerphrase, sind allein den Kauf wert. Vor allem letzteres Stück, bei dem altenglische Folk-Schnurrpfeifereien nachgerade palimpsestartig durch die musikalische Oberflächentextur hindurchzuschimmern scheinen, wird einem ganz – und auch schön – schwermütig ums Herz.

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