Waylon Jennings – The Journey – Destiny’s Child :: Der spätere Nashville-Outlaw in seinen eher braven Anfängen

Mit Songs wie „Only Daddy That’ll Walk The Line“ hatte Waylon Jennings seit den späten 60er Jahren das Image eines „rebel with a cause“ erworben. Ein Ruf, der ihm auch in Hollywood Respekt verschaffte, das damals im krassen Gegensatz zu Nashville längst nicht mehr als starres Studiosystem organisiert war. Ein Jahr bevor er mit „Honky Tonk Heroes“ eine seiner berühmtesten Platten aufnahm, bot ihm Sam Peckinpah die Rolle des Billy The Kid in seinem neuen Western an. Waylon lehnte ab, sein Freund Kris Kristofferson akzeptierte. „Die ganze Geschichte stimmt doch hinten und vorn nicht“, erklärte Jennings damals nach der Lektüre des Drehbuchs ebem Reporter. „Billy The Kid war kein missverstandenes Kind. Er war ein Idiot! Eigentlich war der nämlich ein durchgeknallter Dummkopf, der Aufmerksamkeit dadurch erregen wollte, dass er Menschen ermordete.“

Der Waylon Jennings, der das sagte, hatte schon eine lange, holprige Sänger- und Plattenkarriere hinter und eine Superstar-Karriere noch vor sich. „The journey“ dokumentiert – lückenlos wie immer bei solchen Box Sets von Bear Family – die Jahre, in denen er erst zu seinem eigenen Stil finden musste: angefangen von der ersten Single, die ihm Buddy Holly 1958 finanzierte und für die er eigens King Curtis aus New York einfliegen ließ, bis hin zu den Hits, mit denen er ein Jahrzehnt später sein Image immer schärfer profilierte. In den Jahren dazwischen hatte er sich in allen möglichen Rollen versucht: als Crooner à la Jim Reeves und Roy Orbison, ab Interpret von Dylan- und Beatles-Songs, als Folkie, Country- und Rocksänger.

Musik war damals eine Sache, Aufputschpillen, Sex und Drogen auf endlosen Tourneen die andere. Vor einiger Zeit soll Willie Nelson mal behauptet haben, sein alter Kumpel Waylon sei ein Langweiler geworden, seit er keine Drogen mehr nehme. In den Jahren, die diese sechs CDs dokumentieren, war er das gewiss nicht – auch wenn die Fotos hier meistens einen jungen Mann zeigen, der unglaublich clean aussieht und sicher nicht wie der Outlaw der späteren Jahre.

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