Vogue Picture Discs :: Eine historische Sammlung amerikanischer Pic-Discs der 40er Jahre
Als Marketing-Gimmick der späten Siebziger und frühen Achtziger zu Recht in Verruf geraten, waren Picture Discs unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in Amerika mehr als eine technologische Spielerei. Die bunten Musikkonserven signalisierten Hoffnung, waren ein Unterpfand für einen Neuanfang in Kunst, Wirtschaft und Lebensgefühl. Man durfte wieder optimistisch in die Zukunft blicken. Und erinnerte sich gern an jene Jahre vor dem Nazi-Albdruck und nach Roosevelts New Deal, eine kurze Span ne zwischen Depression und Pearl Harbour, zwischen Hunger und
Hiroshima. Hillbilly und Swing hatten die Massen begeistert, man hörte Cowboy-Balladen, schmachtete zu stilisiertem Schöngesang und schwofte zu Tanzorchestern, die alles drauf hatten, vom Jump-Blues über Samba und Rumba bis zu Ragtime.
Die Vogue Picture Discs stellten eine technische Neuerung dar, waren visuell verführerisch, trugen aber in der Auswahl des musikalischen Materials dieser Sehnsucht nach Harmonie und Wohlstand Rechnung. Alte Favoriten wie Lulu Belle & Scotty, die landesweit beliebten „Sweethearts Of Country Music“ wurden gleich mehrmals auf das neue Format gebannt Desgleichen der jodelnde Trail-Troubadour Kenny Roberts, solo wie als Sänger der Down Homers. Ihr „Out Where The West Winds Blow“ ist ein Genre-Klassiker, wie auch der „Boogie Woogie Yodel“. Jimmie Rodgers plus Gene Autry plus Novelty-Bonus. Andere Bild-Scheiben zierten dazumal populäre Stimmen wie Marion Mann, flotte Klangkörper wie die Orchester von Art Mooney (mit Janie Morgan: „Seems Like Old Times“) oder von Clyde McCoy („Sugar Blues“). Für fast jeden Geschmack schien etwas dabei zu sein.
Dass sich die Picture Discs auf Dauer nicht am Markt durchsetzen konnten, lag zum einen an der Einführung der Vinyl-Single knapp drei Jahre danach, zum anderen an der vergleichsweise aufwendigen und daher teuren Fertigungsmethode. Statt des zerbrechlichen Schellackstoffes verwendete Sav-Way in Detroit 1946 und 1947 Aluminium, das mit den grafischen Illustrationen belegt und mit klarem Vinyl überzogen wurde, in das dann die Rille gepresst wurde. Audiovisuelle Artefakte gewissermaßen, die indes schnell wieder aus der Mode kamen und seither, nicht billig, in Sammlerkreisen in geringen Stückzahlen zirkulieren.
Bear Family, sonst eher bekannt für klobige Komplettboxen, hat sich nun um dieses Kulturgut verdient gemacht und 20 Pic-Discs veröffentlicht Im Original-Format, ab 10 inch also, und mit einer Abspielgeschwindigkeit von 45 R.P.M. – benutzerfreundlich. Mit 30 Mark pro Platte ist der Preis günstig, doch eine Staffelung für das ganze Set gibt es nicht, und die Auflage ist natürlich streng limitiert. Eine Liste mit Details über die nicht nur historisch faszinierende Kollektion kann über Telefon 04794-93000 angefordert werden. First come, first served.