Steely Dan – Two Against Nature :: Hoch willkommen: Ende Februar gibt es Neues vom Duo aus New York
Fünf Jahre nach ^tlive In America“, damals mehr Epilog denn Episode I damals mehr Epilog denn Episode der Steely Dan-Saga, stehen Walter Becker und Donald Fagen plötzlich wieder vor uns, als sei nicht viel passiert in den 20 Jahren seit ihrer letzten Studio-LP.“G-iKeÄ0“hieß die und war die kalkulierteste, kälteste und schwächste von sieben LPs, die eine ganze Dekade lang lyrisch finassierten, harmonische Ränke schmiedeten und wie nebenbei den Pop mit Jazz verkuppelten. Nicht auf die krude, rhythmische Art. Niemals ließen sich Steely Dan in die Niederungen des Jazz-Rock hinab, zu Blood, Sweat & Tears. Sex wurde nie vollzogen in diesen Songs, die glänzten und geschmeidig waren wie Satin. Immerfort nur Innuendo. Auf “ Gaucho “ kalifornisch. „Illegal fun under the sun“, wie es in „Glamour Profession“ heißt. „Gaucho“ war Neon, Plastik-Palmen, Pimps und weißer Puder. “ Gaucho “ war brillant.
„Two Against Nature“ fiigt sich an, als lägen nur 20 Monate zwischen diesen beiden Platten. Federleichter Funk aus agilen Bassläufen, metronomischem Schlagwerk, Fagens kargen Tastenfiguren und Beckers ökonomischen, trocken kommentierenden Gitarren-Licks und Miniatur-Soli. Die Bläser, von Michael Leonhart oder Fagen arrangiert, klingen eher noch beiläufiger und skelettierter als auf dem Vorläufer. Eine strenge instrumentale Diät, kein Gramm Fett zuviel. Erst Jack Of Speed“ bekommt ein wenig Speck auf die Hüften, und „West Of Hollywood“ driftet hin zu neurotischer Jazz-Intensität, die sich in einem ziellos vagabundierenden Saxofon-Solo von Chris Potter verliert. Dideidudeldum, minutenlang. Phasenweise anämisch, so urteilten nicht wenige Dan-Fans bereits über „Gaucho“. Und tatsächlich, wer den fruchtigeren Sound der Frühwerke bevorzugt, die runden Bläser, den muskulösen Funk, die archaischen Saitenstreiche von Jeff „Skunk“ Baxter, die satten Melodien und süffigen Refrains, der wird das alles enthehren müssen. An „Reelin‘ In The ears“ oder „Barrytown“ erinnert auf „Two Against Nature“ lediglich die unverwechselbare Akkordik der beiden Magier.
In den Songs wird, wie gehabt, sublimiert Frostige Bräute machen feuchte Träume, mal mit Inzest-Phantasien wie in „Cousin Dupree“, mal aus der Verliererperspektive wie in „What A Shame About Me“, stets jedoch unerfüllt. Nicht Lust, sondern Lüsternheit ist der rote Faden, an dem Becker und Fagen ziehen, an dem sie hängen. Das hat viel von Randy Newmans Sarkasmus, von dem es freilich nicht weit ist zu Masochismus und Flagellantismus. „I need to be in the heat of her cold white flame“, verzehrt sich Fagen, „the original classic thing, more of the same.“ Männer sind Motten.
Die beiden Avant-Popper haben nur minimal an der Progress-Schraube gedreht. Stilistische Solidität und verbale Sophisterei sind für diesmal genug. Steely Dans Typisierung eines Mädchens gilt einmal mehr auch für ihre Musik: „Deliciously toxic“.