Lemonbabies – Now & Forever :: Wie gehabt: Harmonie-Pop der nicht ganz so wilden Deutsch-Bangles
Welche deutsche Band besteht schon seit zehn Jahren und kann auf Tour immer noch komplett in Jugendherbergen übernachten, weil keines der Mitglieder älter ab 25 ist? Richtig, die Lemonbabies. Vier junge Damen aus Berlin, die mit ihrem luftigen Gitarren-Pop seit Jahren durch die Qubs tingeln und die dank postfeministischer Album-Titel wie „Pussylpop!“ (1995) oder „Porno“ (1998) reihenweise „Ausziehn, Ausziehn“-Rufe ernten.
Mittlerweile sind Diane V&igmann (Gitarre), Julia Gehrmann (Schlagzeug), Barbara Hanff (Bass) und Katharina Matthies (Keyboards) entblondet und haben ihrer vierten Platte den schlichten Titel „Now & Forever“ gegeben.
Ob das eine Drohung sein soll? V&r seit Jahren wie die kleinen, etwas wilderen Schwestern der Bangles klingt, sollte diesen Zustand nicht auch noch in Stein meißeln. Handwerklich sauberer, eingängiger Harmonie-Pop mit Satzgesang und leichtgewichtigen Texten macht eine Teenager-Band vielversprechend, ist aber fünf Jahre später nicht mehr genug.
Stücke wie „Carry On“, „Surrogate“, „Heading For Loving“ oder die ideale Radiowecker-Nummer „Wake Up“ mögen wunderbar ins Ohr gehen, sind aber genauso schnell wieder draußen. Außerdem, tja, schmeckt das Grundrezept allzu zuckrig, sobald das Quartett ins Balladenfach wechselt: Die geigenverhangenen „Now And Forever“ oder „Don’t Go On Further“ überschreiten zum Beispiel musikalisch eindeutig die Kitschgrenze, obwohl die Texte in eine ganz andere Richtung gehen. Das ebenfalls gefährdete „Taste Like Strawberry Pies“ wäre der treffendere Albumtitel gewesen. Andererseits muss man froh sein, das das Auslaufmodell „Riot Grrrls“ samt Schlampen- und Lesbentum nicht bemüht wird. Wo sind eigentlich die Babes In Toyland?
Ein Ansatz für bessere Zeiten ist das finster-psychedelische „Crush“, mit dem die Babies tief in den Abgrund schauen: „Crush my cry, crush it, you won’t need me, hit me/ Bruise Me, beat me/ Let me suffer, feed me.“ Man wünscht ihnen privat ja alles Gute – beruflich darf es demnächst ruhig etwas mehr aus dieser Abteilung sein.