June & The Exit Wounds – A Little More Haven Hamilton, Please :: Lieblicher Pop-Eklektizismus im Stil der Beach Boys und Beatles
Die Kleinstadt Champaign im US-Bundesstaat Illinois scheint ein anregender Ort zu sein. Todd Fletcher jedenfalls, Mulriinstrumentalist und Sänger, wurde dort derart heftig von der Muse geküßt, dass er vorliegendes Album aufnahm und skh damit prompt einen Platz unter den bemerkenswertesten Debütanten des neuen Jahres sichert.
Die Rezeptur seiner elf soften, poppigen Eigenkompositionen beruht auf einer Mischung aus spätem Brian Wilson, frühem Todd Rundgren und einer Vielfalt an ohrwurmartigen Melodien, die leider nur mit dem überstrapazierten Wörtchen „beatle-esque“ so treffend zu beschreiben ist Angenehm ironiefrei schwelgt der offenbar erst kürzlich von seiner Liebsten verlassene Fletcher im Gefühlswirrwarr und schwankt dabei zwischen ungestümem Optimismus („Let’s Shack Up Together“), ungebremstem Sentiment („How Much I Really Loved You“) und ungehemmt triefendem Selbstmitleid U Shouldn’t Be Surprised“).
Nach viel zu kurzen 45 Minuten ist klar, dass Kitsch hier kein Schimpfwort, dass aber heblicher Beach Boys-Westeoast-Pop das Allergrößte ist, und dass eine vergessen geglaubte britische Dancing Queen in der amerikanischen Provinz noch immer über glühende Verehrer verfügt („Cathy Dennis“). Die Tristesse, die in den Texten so ungebremst zum Tragen kommt, wird von fluffigen, manchmal geradezu fröhlichen Arrangements wieder aufgefangen. Mit hämmerndem Ben-Folds-Piano und sehnsüchtigen Harmoniegesängen deutet Fletcher sich (und uns) einen Weg aus dem Jammertal. Das Leben, man weiß es ja, ist eben bitter und süß zugleich.
Und jetzt ganz schnell noch ein bisschen mehr Haven Hamilton. Bitte! 3,5