JohnTrudell – Blue lndians :: Der rechtschaffene Indianer-Aktivist mit Talking Blues und freier Poesie
Man kann Jackson Browne vorwerfen, dass sein politisch motiviertes Songwriting der 80er Jahre bestenfalls naive Resultate zeitigte. Man kann ihm indes nicht vorwerfen, dass er als Produzent und Türöffher nicht selbstlos Talente förderte – sogar solche, die auf diesem Terrain eine bessere Figur machen. Neben Greg Copeland, der schon 1982 auf „Revenge tViUCome“die USA auf dem „Wrong Highway“ (Songtitel) bissig skizziert hatte, konnte sich Browne vor allem um John Trudell verdient machen.
Dieser gebeutelte Indianer-Aktivist unterscheidet zwischen (freier) Poesie und (formgebundenen) Song-Texten. Doch nicht alles hier ist metaphernpraller streatn of consciousness wie der „Talking Blues“ des Titelstücks. Den pointierten Slide-Schüben von Mark Shark zum Trotz, kommt der schlagzeuglosen Musik hier wie auch im folgenden „Bad Dog“ bestenfalls eine illustrierende Funktion zu. Johnny And Joe“ hingegen hat einen klassischen Loser-Plot, der den Spoken-Word-Verfechter Trudell sogar mal zum Singen animiert. „Terminal Neon“ findet eine passende akustische Note für den Einzug von Mister Lucifer, während „The Only One For Me“ hart am Kitsch entlang schrammt In „Toy“ liegt Schönheit nicht länger im Auge des Betrachters, sondern wird ganz schnell zum Wegwerfspielzeug, denn: „She likes to be looked at, but she doesn’t like to be seen.“ Ein Unterschied, der dem an harter Realität geschulten Blick eines John Trudell nicht entgehen kann.
Das abschließende „You Were“, in dem dann endlich auch der traditionelle Singsang des Gast-Vokalisten Quiltman wirklich zum Tragen kommt und nicht nur blasses Ambiente bleibt, ist ein Requiem für seine Frau, die vor 20 Jahren mit den drei Kindern und ihrer Mutter im gemeinsamen Haus verbrannte. „Unfall“ hieß die offizielle Sprachregelung; Trudell, der ab 1973 als Vorsitzender des American Indian Movement ei ne pralle FBI-Akte füllte, nannte es aber „Mord“ und „Kriegsakt“. Jetzt singt er letzte Worte: „Pretty lonely left here.“ Was blieb ihm übrig, als für immer einer der „Blue Indians“ zu werden? Eine traurige Geschichte, ein wackerer Kämpfer und Poesie für Gutmenschen. 3,0