Vinyl von Wolfgang Doebeling
The Beatles – Yellow Submarine (apple/EMI)
Es war George Harrison, der das Sound-Lifting betrieb, doch klingt der Mix, als habe Ringo im Studio Regie geführt. Das Schlagzeug bumst mittig und zu laut, wohingegen sich die Melodieinstrumente weitläufig im hypertransparenten Raum verteilen. Das Aufdröseln der originalen Vierspuraumahmen bewirkt, dass die Tracks im Breitwand-„Surroundsound“ zwischen den Boxen balancieren, und dass nun jedes Geräusch lokalisierbar und identifizierbar ist. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist Dichte und Kompaktheit. „Hey Bulldog“ springt den Hörer nicht mehr an, sondern hüpft um ihn herum. Und einige Effekte gingen durch die digitale Atomisierung der Signale fast ganz verloren, etwa das Phasing in „Baby You’re A Rich Man“ oder jene zeitspezifischen Soundbündelungen, die für psychedelische Hörerlebnisse sorgten. Die stellen sich nur noch in der Erinnerung ein, leider. Ein Sakrileg, schimpfen audiofühlige Beatles-Fans, dem anspruchslosen Rest ist es eh schnuppe. Rein musikalisch weist der „Songtrack“ zum knallbunten Leinwand-Lolli das extreme, für alle Beatles-Platten nach 1966 charakteristische Qualitätsgefalle auf. Von albern bis genial, von gescheit bis infantil, von mystischverquast bis verschmitzt, vom populistischen „All You Need Is Love“ über das patente „When Fm Sixty Four“ bis zum depperten „All Together Now“. Klappcover, das Vinyl gelb oder schwarz. Ein hübsches Geschenk für den Beatles-Sammler, der sonst schon alles hat. 3,0
Otis Redding – Otis Blue (ATLANTIC)
Analog remastered „from die best available source“, also nicht von den leider unauffindbaren Original-Tapes, ist dieses Reissue dennoch in klanglicher Hinsicht absolut vorbildlich. Nichts wurde nivelliert, elektronisch nachbearbeitet oder sonstwie an vermeindich moderne Hörgewohnheiten angepasst Sogar das LP-Cover ist ein Faksimile. Und musikalisch ist ohnehin nichts auszusetzen auf diesem Klassiker des Soudiern Soul. Otis covert William Bell, Sam Cooke, Solomon Burke und die Rolling Stones, doch sind es die Stücke aus eigener Feder, die das Album prägen: das beschwörende Lamento „Ole Man Trouble“, der rüde Stomper „Respect“ (später von Aretha gecovett) und Reddings wohl eindringlichster Song überhaupt, „I’ve Been Loving You Too Long“. Pures Drama. 4,5