Jazz von Klaus von Seckendorff
Jim Beard – Ad.vo.cate (esc/efa)
Dass Mr. Beard ein extrem unseriöser Tastenteufel ist, signalisiert schon das Covet Höllisch gut versteht er es, Kirmesmusik und Funk, Piano à la New Orleans und Synthiegezwitscher à la Weather Report zu witzigen Grooves zu mixen. Wer es schafft, einen Bob Malach und Zach Danziger in Teufels Küche zu locken, der kann auch seine Lieblingsrezepte unter neue Ideen mischen, ohne dass es fad schmeckt. 3,5
Barbara Dennerlein – Outhipped (VERVE)
Produzieren, komponieren, arrangieren (für ein Dutzend Prominenter von Ray Anderson bis Antonio Hart, von James Genus bis Jeff „Tain“ Watts) und nicht zuletzt die Hammond B3 spielen – all das beherrscht Barbara Dennerlein wie eine Musterschülerin. Gelegentlich blitzt sogar eine musikalische Vision auf, um prompt in solidem Handwerk mit starken Bluesakzenten unterzugehen. Da helfen auch ungerade Metren und ein auf New Orleans getrimmtes „Satisfaction“ wenig: Von manchen solistischen Highlights abgesehen wirkt „Outhipped“ eher routiniert als inspiriert. 3,0
Michael Brecker – Time Is Of The Essence (Verve)
Zur Feier seines demnächst Fünfzigsten leistet sich Mr. Tenor Sax Ungewohntes: eine Hammond B3, den Gitarristen Pat Metheny und alternierend drei Drummer: Bill Stewart, Jeff „Tain“ Watts und Elvin Jones. Da braucht es, wenn Larry Goldings die Pedale der B3 bedient, keinen Bassisten, um eine Referenz-CD in Sachen moderner Swing einzuspielen: stets entspannt, immer mit Biss. 4,0
Tony Martinez – Materefun (Biac/Indigo)
Omar Sosa – Spirits Of The Roots (TA RECORDS/SUNNY MOON)
Endlich ragt mal wieder ein Meilenstein aus der Kuba-Jazz-Flut. Der Keyboarder Omar Sosa webt hochkomplexe Geflechte aus Yoruba-Gesängen und HipHop-Rhythmen, ist mit Soul nicht weniger vertraut als mit Thelonious Monk oder der Folklore Ecuadors. Auch Tony Martinez, Multi-Instrumentalist mit Sax-Schwerpunkt, mischt eine gediegene Dosis Irrwitz in seine Melange, die Son und Rumba enger verbunden bleibt. Sosa: 4,0 Martinez: 3,5