Chuck Prophet – The Hurting Business
Chuck Prophet, sonst schnörkellos und unmittelbar, hat eine launige Platte gemacht Keine aus Bauch und Beinen, eine mit Kopf und Knöpfen. Wer jetzt die Alarmglocken schrillen hört, der sollte schleunigst die Sicherung herausdrehen. Kurzschluss-Gefahr. Dabei besteht kein Grund zu Panik, auch wenn sich der Künstler mal eben aus jenem Übungsraum entfernt hat, in dem ,Jiomeniade Blood“ entstand, und sich nebenan an den Konsolen zu schaffen macht ,ßlood“ war fulminant in seiner Faust-aufs-Auge-Direktheh, Prophet turnte wie ein stolzer Primat in den Baumwipfeln des Rock’n’Roll-Regenwaldes. Griffsicher und behende. Je gefahrlicher und ungestümer die Saiten-Akrobatik, je wilder die Kapriolen, desto befriedigter der Fan solcher archaischen Vergnügungen. “ The Hurting Business “ wartet mit anderen Genüssen auf, delektiert durch Muster, Motive und Sound-Appreturen.
„Rise“ erhebt sich aus Bristol-Beats, Reverb und Wahwah, Harmonica und verhallten Vocals. Als hätten sich Portishead einer Chris-Isaak-Aufnahme angenommen. Der Titelsong reitet auf einem Farfisa-Riff, schießt Scrateh-Pfeile aus der Hüfte und hat nebenbei noch genug Zeit, einen Joni-Mitehell-Akkord anzuschlagen. Noch besser ist „Apology“, ein Song über falsche Fuffziger: „She don’t even know Elvis from FJvez/ If the king was here today/ Ybu know he’d make that sucker pay.“ Dazu adoptiert Prophets erstaunlich wandelbare Stimme einen leichten sneer. Überhaupt spielt mehr Hohn und Spott mit, als man es von ihm kennt Keine wohlfeile Ironie indes, keine Albernheiten.
Prophets unbestreitbare Fretboard-Fähigkeiten scheinen nirgendwo so recht zum Tragen zu kommen. Doch das täuscht Der E-Gitarre sind in diesem Klasse-Film (ein B-Movie bloß, meint Chuck zu bescheiden) nur Nebenrollen zugedacht, doch werden diese mit Aplomb gespielt, mit Finesse und Fantasie. Darstellende Kunst Kolorarionen, die dem Ganzen erst Tiefe und Schärfe geben. Das an Glen Campbell gemahnende, scheinbar stoische Spiel in „Apology“. Oder der leichte Galopp in „God’s Arms“ zu Maultrommel-Schnarren und fernöstlichen Schlenkern. Wie Kaleidoscope seinerzeit, nur mehr Pop, mehr Style.
„I Couldn’t Be Happier“ kommt gar linde triphopig daher, auf jeden Fall trippy und hübsch tongue-in-cheek. Gottverdammte Flöten! „Shore Patrol“ flirtet mit seinen fragmentierten, Voxverfremdeten Turntable-Techniken (DJ Rise) im Club-Ambiente. Crossover muss, da staunt man, nicht krass sein. In „Dyin‘ All Young“, sooo mühselig und beladen, werden Rap-Passagen integriert Und wieder gilt: Was auf dem Papier aussieht wie Appeasement oder Anbiederung, macht am Ende Sinn. Höhepunkt von» The HurtingBusiness“ ist „State House“, ein Regierungsgebäude in irgendeiner Bananenrepublik, das in revolutionärer Wallung abgefackelt wird, zu Garagen-Orgel-Gequengel und mit Stentor-Stimme reportiert Jacquire King, der jüngst die „Mule Voriations“ für Tom Waits beaufsichtigte, hat produziert Chuck Prophet hat viel gewagt, „The Hurting Business“ hat gewonnen. It ’s dignified, baby. 4,0