Short Cuts von Birgit Fuss

Dakota Suite – Naviqator’s Yard (Glitterhouse/TIS)

Musik für Beerdigungen – mal was anderes. Leider ohne textliche Trauer – wie schön hätte sich das wohl angehört bei den Melancholikern aus Leeds -, sondern als „Instrumental pieces for piano and assorted Instruments“. Größtenteils live in einer alten Kirche aufgenommen, entfaltet sich manchmal große, wunderbare Tragik („Adam“), oft allerdings auch ermüdende Ratlosigkeit, wenn die Stücke ins Nirgendwo führen. Perfektion war allerdings auch nicht der Anspruch. Bevor im Frühjahr ein neues Album erscheint, wollte man einfach mal ein paar Projekte fertigstellen. Demnächst folgen noch ein Stück für 18 Celli und 1 Piano sowie eins für Streichquartett. 3,0

Fu Manchu – King Of The Road (Mammoth/EDEL)

Amerikaner schreiben ja gern Songs über ihre Lieblingsfahrzeuge. Man kann es aber auch übertreiben. „Hell On The Wheels“, „King Of The Road“, „Boogie Van“, „Grasschopper“ – etwas gar zu dick aufgetragen. Sänger Scott Hill wollte nämlich eine „Cruise-around-Platte“ machen, kreuzt aber vor allem zwischen durchschnittlichem Wüstenrock und durchschnittlichem Surf-Sound hin und her. Davon wird einem schwindlig bis schlecht, und man muß dazu nicht einmal bekifft sein. Die Band war es jedoch auf alle Fälle. Besonders gut war der Stoff wohl nicht. 2,0

Queensryche – Q2K (EeastWest)

Schon wieder ein Millenniums-Album, diesmal aus Seattle und von einer Band, die den Terminus „Progressive Metal“ zwar nicht erfunden, aber über viele Jahre erfolgreich verteidigt hat. Beim Vorgänger „Hear In The Now Frontier“ funktionierte die Umorientierung zu weniger bombastischen Tönen dann leider nicht, weshalb Gitarrist und Songschreiber Chris DeGarmo ausstieg und versuchte, ein Projekt mit Chris Cornell anzuleiern. Queensryche machten indes eine erneute Kehrtwendung und da weiter, wo ihr Hit-Album „Empire“ aufhörte. Deshalb singt Geoff Tate nun wieder inbrünstig wie eh und je, der Rest der Band rennt mit komplizierten Melodiebögen hinterher. Nur eins fehlt: neue Impulse. Genau dieses Album hätten Queensryche schon vor zehn Jahren aus dem Ärmel schütteln können. 2,5

„Weird Al“ Yankovic – Runninq With Scissors (Volkano/Zomba)

Wer Musik ernst nimmt, muß „Weird Al“ hassen. Leider aber trotzdem für ein paar Minuten lachen, wenn „American Pie“ zur „Star Wars“-Satire „The Saga Begins“ wird: „My, my, this here Anakin guy/ May be Vader someday later…“ Erschreckend auch diese Erkenntnis: „My Baby’s In Love With Eddie Vedder„. Was Sie schon immer über Grunge-Götter wissen wollten – Al sagt’s Ihnen. „Pretty Fly For A Rabbi“. Er verhunzt auch noch Songs der Barenaked Ladies (Jerry Springer“ hat fast denselben Unterhaltungswert wie die Show: „It’s been one week since they had the fight / With the Siamese twins and the transvestite“), Puff Daddy und bei der „Polka Power!“ schließlich alles, was sich jüngst so in die Charts verirrt hat: Semisonic und Marcy Playground, die Spiceys und die Beasties. Krank, aber komisch. 3,0

Diverse – Music For Our Mother Ocean Vol. 3 (Hollywood/Edel)

Benefiz-Alben für die geschundene Umwelt tragen meist nur zur weiteren Lärmverschmutzung bei. Nicht so die „MOM“-Reihe. Eigens für die „Surfrider Foundation“ geschriebene Songs über Wellen und Wale, das Meer und andere feuchte, aber kaum fröhliche Themen kommen von Meinungsträgern wie den Beasties, Beck, den Chili Peppers und Chris Isaak. Brian Setzer tat sich mit Brian Wilson zum nicht unbedingt überraschenden „Little Deuce Coupe“ zusammen, Snoop Dogg tappt mit Rage Against The Machine. Leider ließen sich auch Smash Mouth und Lit überreden, einen müden Surf-Song beizutragen. Und eine Band darf freilich nicht fehlen, wenn es um einen guten Zweck geht: Pearl Jam warten wohl auf ihre Heiligsprechung. Saint Eddie singt den beschwörenden „Whale Song“. 3,5

Saga – Full Circle (Steamhammer/SPV)

Unnötiges Comeback, 1. Teil. Seit 1977 belästigen die Kanadier arglose Radiohörer mit epischen Pop-Rock-Songs, die dank Orchester, Pomp und Pathos bedeutend scheinen, aber nur wichtigtuerisch sind. Jetzt faseln Saga auch noch davon, endlich ihr „typisches Markenzeichen wiederentdeckt“ zu haben, nämlich die Melodieführung durch Gitarre und Keyboard. Im Klartext: alles wieder beim Alten, alles dermaßen klassisch, dass es altmodischer nun wirklich nicht mehr geht. Die Regression erreicht ihren Höhepunkt bei der Single „The One“. Bitte bald in Rente gehen. Bitte. 1,0

Great White – Can’t Get There From Here (Portrait/Columbia/Sony)

Unnötiges Comeback, 2. Teil. Der Titel ist schön, er erinnert an einen alten R.E.M.-Song. Der Rest erinnert an die 80er Jahre in ihren schlimmsten Momenten: schlechte Langhaarfrisuren, alberne Mucker-Posen und langweiliger Mainstream-Hardrock. So soll das Jahrtausend nicht zu Ende gehen. Nicht mit Liedern wie „Saint Lorraine“: knarziges, gezwungen rock’n’rolliges Gesinge vom Blues, der hier natürlich gar nicht stattfindet, dazu beliebiges Gitarren-Gefrickel. In „Rollin‘ Stoned“ schreien die Nachbarn: „What the hell’s going on here.“ Berechtigte Frage. Aber was hinter den Ponyfransen von Band-„Kopf Jack Russell vor sich geht, werden sie wohl leider nie erfahren. 1,5

Trashmonk – Mona Lisa Overdrive (Creation/Sony)

Zwischen Syd Barrett, Beck und Mercury Rev, irgendwo im Bermuda- Dreieck der genialen Spinner, da muss es doch auch ein Plätzchen geben für einen wie Trashmonk alias Nick Laird-Clowes. Die Lieder des 42-jährigen Briten stecken voller Überraschungen: mal halbfertiger LoFi-Pop, mal großes Songwriring, mal psychedelische Klangreise. Man kann es sich nur schwer vorstellen – aber dieser Weirdo war mal der Chef der glatten 80er-Jahre-Popband The Dream Academy. Im Alter gereift. Weiter so. 3,5

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