Elliot James Murphy – 12 :: Blue Rose/RTD
Das beste Album des „best Dylan since 1968“ nun als deutsches Re-release
„You only learn from the losers“, bekennt Murphy im Opener seines 12. Albums (daher auch der karge Titel), läßt jedoch offen, ob er selbstironisch damit etwa auf sich anspielt. Ein „loser“ im kommerziellen Sinne war der in Paris lebende New Yorker von Beginn seiner Karriere an. Da half es ihm auch nicht, daß man ihn nach seinem ’73er Debüt „Aquashow“ marktschreierisch zum „best Dylan since 1968“ hochjubelte.
Murphy nahm noch drei weitere exzellente Alben bei US-Majors auf, bekam rave reviews von allen namhaften Kritikern, verkaufte sich aber nur mäßig und startete, als er schließlich ohne Vertrag dastand, 1981 sein eigenes Label namens Courtesan. Geld verdiente er damals primär als Journalist. (Für den ROLLING STONE interviewte er u. a. Tom Waits und Keith Richards.) „12“, für die Murphy-Gefolgschaft auch heute noch sein bestes und erzählerisch dichtestes Werk, erschien 1990 auf dem französischen New Rose-Label und prunkt mit 21 (!) vertonten Erzählungen, die dem F. Scott Fitzgerald-Fan Murphy zwischen ’88 und ’90 in Sizilien, Frankreich und New ‚York in die Feder flössen. Fast durchweg sehr zurückhaltend und subtil instrumentriert, geben diese Songs Einblick in die beiden Seelen, die in der Brust des Musikers wohnen: Mal sitzt Murphy mächtig der Schalk im Nacken, mal ist er tieftraurig, ohne dabei aber je in Larmoyanz zu verfallen.
Als Einstieg in die verschmitzt-versponnene Murphy-Welt ist der Song „On Elvis Presley’s Birthday“ – laut Künstler „the most important piece of work on the album“ definitiv zu empfehlen: eine rührende Reminiszenz an einen Tag der Kindheit – und trotzdem hohe Erzählkunst, die den Melancholiker in Murphy verrät.
Und wenn man den ganzen SongReigen schließlich hat Revue passieren lassen, dann kommt einem der Dylan-Vergleich auf einmal gar nicht mehr so abwegig vor.