The Rentals – Seven More Minutes :: Das Leben kann nett sein: Ein exilierter Ami macht Folk in Barcelona
Was wären die Amis ohne die Option des europäischen Exils? Verloren! Vor allem, wenn sie der Erfolg gleich zweimal auf dem falschen Fuß erwischt Matt Sharp hatte kaum die flüchtige Hysterie um Weezer verdaut, da stieg selbst sein Küchenprojekt The Rentals in den Platin-Orbit auf. Da blieb nur die Flucht nach vorn bzw. ins nächste Flugzeug.
Um der culture of cool in LA. zu entkommen, schlug der Bassist und Songwriter seine Zelte vorübergehend
bei Freunden in Barcelona auf und machte dort die Nacht zum Tag. Hey, ein Bohemien! Auf der Suche nach dem kleinen dekadenten Kick zwischendurch. Die meisten Songs, so Sharp, habe er „morgens um sieben in der Disco“ geschrieben. Was nicht so ganz stimmen kann, denn die Qualität des Gebotenen läßt zumindest auf anständiges Redigieren schließen. Sagen wir nachmittags um fünf?
Das paßt, denn eingespielt wurde „SevenMoreMimUes“ dann in London, wo gleich nähere Bekannte wie Dämon Albarn, Donna Matthews (Elastica) und Tim Wheeler (Ash) zur tea-time die eine oder andere Spur vollsangen. Genau wie Petra Haden (That Dog), aber die war ja vorher auch schon dabei. Beste Voraussetzungen also, um die rauhen Synth-Pop-Limitationen des in drei Tagen runtergerotzten Rentais-Debüts JXetum Of The Rentak“ hinter sich zu lassen. Dabei muß Sharp nicht mal Country bemühen („She Says It’s Alright“) oder seinen Kopf zu delikatem Folk in die Sonne stecken, um seine Botschaft loszuwerden. Die da lautet: Hey, das Leben kann manchmal auch ganz nett sein, wenn man es einfach mal so nehmen kann, wie es gerade kommt! Sharp ist offenbar gewaltig gekommen in Spanien.
Doch liegt der Reiz des Albums auch gerade darin, daß es sich nicht in freundlichem Flanieren und rasender Rave-Stimmung („The Cruise“) erschöpft. „Overlee“ und „Say Goodbye Forever“ setzen verstörende Ruhepunkte eines Entwurzelten. „Tm in such a lonely place and I could be forever“, singt Sharp, süperb unterstützt von Donna Matthews. Und Jumping Around“ klingt abschließend eher wie Sitzenbleiben. Ein Funken von Rest-Zynismus bleibt eben selbst in Katalanien. 3,5