Alternativen von Michael Ruff
The Go-Betweens – 78 ‚Til’79 – The Lost Album (TAG FIVE/EFA)
Nach der „Best Of- Wiederaufberatung von neulich nun ein Bonbon für Fans der australischen Pop-Stilisten: Aufnahmen aus Robert Forsters Jugendzimmer, als die Band gerade zwei Singles draußen hatte und meist vor dem Spiegel posierte! Ein Frühwerk mit kaum bekannten Songs, so unbehauen und unbeleckt, daß man über Grundrauschen und beschädigte Tapes nur freudig lächeln kann. Klasse. 4,0
Prolapse – Ghosts Of Dead Aeroplanes (COOKING/VINYL/INDIGO)
Musizierende Pärchen sind keine Seltenheit. Dieses aber reibt sich so wunderbar aneinander, daß man nie weiß, ob nun The Fall oder Stereolab in der Beziehung das Sagen haben. Will die eine in ätherischen Schöngeist entweichen, grunzt der andere einfach dazwischen. Sehr spannend und dynamisch also. 3,0
Max Müller – Endlich tot (WSFA/Indigo)
Deutscher HipHop? Die Hamburger Schule? All das ist dem Sänger der Berliner Band Mutter völlig schnuppe. Hier sind in 27 Miniaturen alle Grunde versammelt, die ein vorzeitiges Ableben nahelegen könnten – ohne jede Friedhofsstimmung, denn diese morbide Kirmes-Revue lädt eher zum Schmunzeln ein als zum Griff nach dem Strick. 3,0
The Experimental Pop Band – Homesick (City siang/EFA)
Das Bristol-Quartett hat den Namen passend gewählt. Von Hippie-Funk mit Flöten, Karibik, Elektro-Trash bis zu Nachthänger-Hymnen ist hier alles vertreten. Aber Sänger und Songschreiber Davey Woodwaid verhindert mit sardonischen Texten und leicht zynischem Tonfall den Absturz zur Beliebigkeit 3,5
Bows – Blush (TOO PURE/RTD)
Streicher, üppige Keyboard-Bauten, schüchterne Sängerinnen, dazu gebremste Beispiele populärer Groove-Muster – etwas mehr Profil hätte man von Luke Sutherland (Ex-Long Fin Killie) schon erwartet. Hübsch und kontemplativ, man träumt von ASL Kant, aber Madonna kann so was bekanntermaßen mittlerweile besser. Verblüffend genug. 3,0