Naked Lunch – Love Junkies
Österreich. Wer hier Karriere als Musiker machen will, der hat eigentlich schon verloren. Der einzig wahre Popstar, den das Land je hervorgebracht hat, war Falco, und der flüchtete bekanntermaßen vor der heimatlichen Spießigkeit in die Dominikanische Republik, um dort ganz klischeehaft mit dem Auto in den Tod zu rasen. Auch kein schönes Vorbild.
Eine kleine Band in Klagenfurt zeigt sich trotzdem schon seit 1990 von der Sinnlosigkeit des Unternehmens „Alpen-Pop“ unbeeindruckt. Vielleicht ist sie auch nur mit einem Mangel an Realitätssinn gesegnet. Naked Lunch machten sich vom Wörther See aus auf, die Welt zu erobern. Oder auch nicht. Mit ihrem vorherigen Album erhoben sie noch den augenzwickernden Anspruch auf „Superstardom“; ein kurzer Aufenthalt in England belehrte sie eines Besseren. Dort interessierte sich gar keiner für Britpop aus Kärntens Hauptstadt. Nach ihren Namen wurden sie erst beim Buchen der Rückflugtickets gefragt Mit ,J^ove Junkies“ fangen Naked Lunch nun zwei Jahre später noch einmal von vorne an – leider ohne sich
entwickelt zu haben und wieder mit dem typischen Akzent, der sich störend aufdrängt, wenn bei Wörtern wie „Ri-Äktschn“ unwillkürlich Arnold „Arnie“ Schwarzenegger vor dem inneren Auge erscheint. Zwischenzeitlich muß sich das Trio auch noch irgendwo einen Sonnenstich eingefangen haben. Anders läßt sich pseudo-psychedelischer Blödsinn wie „Spaceship“ nicht erklären. Außerdem dreht sich jeder zweite Song um Sommer, Sonne oder wahlweise auch mal Sonntag. Auf alle Fälle Freizeit Die meisten Lieder klingen so leicht, als wollten die drei jeden Moment abheben, aber schließlich bleiben sie doch am Boden kleben, weil ihnen der entscheidende Antrieb fehlt. Blöde Schwerkraft.
Bisweilen, viel zu selten, fängt eine Melodie an, sich zu verselbständigen, statt dauernd Blur nachzueifern. Dann kommt ein quietschiger, aber sympathischer Song wie „Summet Now“ heraus. Der Rest ist Durchschnittsware. Das reicht nicht für eine Band, die ihren Namen bei William S. Burroughs geklaut hat. 2,0