Moby :: Play
Avanti, Avantgarde! Eine Spielwiese für den Großgesamtkünstler
Zum simplen Titel „Play“ habe ihn das Graffito an der angrenzenden Wand eines Spielplatzes in der Nähe seines New Yorker Apartments inspiriert. Außerdem, so Moby weiter, habe es ihn schon immer fasziniert, wie oft einem das kleine Wörtchen auf Videorecordern oder CD-Playern begegne. Dies sei natürlich ein toller Nebeneffekt, nicht zuletzt, was die Vermarktung von „Play“ betrifft. Potzblitz!
Allzu tief schürfen mußte man bei Richard Hall alias Moby noch nie. Folglich ist es auch Unfug, in das Gesamtwerk des Amerikaners einen tieferen Sinn zu deuteln. Spekulationen darüber, ob er auf seinem vierten Album eine Brücke von der schwarzen Roots-Musik des frühen Jahrhunderts zum Dance-Sound schlägt, sind erlaubt, langweilen aber. Einige Fakten sind dennoch greifbar: Nachdem Moby zunächst nach den Wurzeln seiner Punkund Wave-Vergangenheit buddelte und mit „Animal Rights“ an die Oberfläche tauchte, hatte er seine mit hämmernden Techno-Beats erzogene Fangemeinde zum größten Teil vergrault. Im vergangenen Jahr machte er dann verlorenen Boden gut, indem er seine gesammelten Soundtrack-Beiträge zusammentrug.
Mit „Play“ entzieht sich der stets etwas entrückt wirkende Glatzkopf allerdings wieder dem Normalverbraucher. Die ersten vier Songs des Albums deuten auf eine Rückkehr zur Elektronik hin, werden aber von uralten Blues- und Gospelfetzen torpediert. Das erinnert an die Frischzellenkur eines R.L. Burnside, nur halt umgekehrt. Das Konzept hält Moby natürlich nicht durch: Updates zu anderen Mobyschen Leidenschaften wie schwebende Ambient-Balladen („If Things Were Perfect“) oder kommerziellem HipHop, gar ein Versuch als Vaudeville-Crooner beweisen nur eins: Avanti, Avantgarde! Hipness im Schweinsgalopp. 2,0