Beats von Kloos & Wellner
Vielleicht sind KEMISTRY & STORM die besten DJs aus der Metalheadz-Posse. Vielleicht sind sie nicht die krassesten, härtesten oder handwerklich besten, aber sie verstehen es, ein DJ-Set so aufzubauen, daß du über all den Raritäten, Whitelabels und Dubplates den Spaß an der Party nicht verlierst Kemistry & Storm nehmen dich mit ihren Platten an der Hand und fuhren dich langsam lächelnd hinein in einen tiefen Breakbeat-Wald, bis der so dunkel ist, daß auch die böse Knusperhexe keine Lust mehr hat, durch die Nebelschwaden zu steigen. Dann lassen sie dich allein, und gerade wenn es dir eiskalt den Rücken herunterläuft bei derart viel Abstraf erei, sind sie wieder zur Stelle. Diesen Vibe entsprechend auf ein Mixalbum zu bannen ist nicht leicht Ihr „DJ-Kicks“-Album (K7) schafft das – und hängt damit die Meßlatte für 1999 schon jetzt ziemlich hoch. 4,0
„Bobby Digital, du hast meine Frau gefickt, meine Kinder sind verrückt nach dir und ich bin so glücklich! Bobby Digital, wer bist Du?“ Das deutsche Intro haut dir um die Ohren, was es auf sich hat mit diesem Bobby Digital. Ein Über-Mann, the baddest muthafucka in town, der fleischgewordene Superheld. Bobby Digital ist das alter ego von Wu-Tang-Clan-König RZA, dieses Album „RZA As Bobby Digital In Stereo“ (V2) das Intermezzo, bevor das „echte“ Soloalbum erscheint. Als Bobby Digital schlüpft er in die Rolle des Playboy-Rappers, auf den die Damen nur gewartet haben. Ein Ghetto-Superstar, gegen den kein Kraut gewachsen ist, ein Loverman, dessen Knowledge tief aus den Lenden kommt Das Ergebnis ist eine Platte, die der harte Wu-Tang-Mann produziert, wenn sanftes Kerzenlicht ins Studio scheint und kurz das kalte Herz erweicht Exorbitante Styles meet Motown meet Space Funk meet Wu-Tang-Hardcore. Oder so. 4,0
Was GABRIEL LE MAR (u.a. Aural Float, Serious Dropout) schon immer auszeichnete, ist seine Offenheit für die unterschiedlichsten Aspekte elektronischen Musikschaffens. Für „Gab’s Lab“ (EFA) hat er sein Labor aufgeräumt und einige Reste aus den Reagenzgläsern nochmal genauer unter die Lupe genommen. Die Experimente waren erfolgreich, denn er schafft es tatsächlich, auf Albumlänge Goa-Wurzeln mit chiliigem Atnbient-Dub zu kontern, klare Elektrotracks auf trancigen Techno treffen zu lassen – und vieles mehr. Feines Album! 3,0
Irgendwann stand MR. NEVEUX vor meiner Tür. Er kam aus Paris, erzählte von seinen Freunden und seinen Lieblingsplatten. Wir plauderten über DJ Cam und Daft Punk, sprachen über Motorbass und Shirley Bassey. Er mochte den Film noir der 60er Jahre und die Stimmung der Nacht, die alles viel leichter erscheinen läßt Dann mußte er gehen – und zum Abschied reichte er mir die Hand und sein erstes Album. „Tuba“ (PIAS) heißt es, und es will seither nicht mehr raus aus meinem CD-Player. 4,0
Ebenso ungewöhnlich wie fett ist der Appetizer „Logozo “ (EFA) von SIDESTEPPER: Ex-Producer der sog. Real World Studios wildert in Bogota und läßt Salsa auf deftige Breakbeats und Dubs treffen. Gegenwelten, die sich zu einem spannenden Groove-Gewitter paaren. Unbedingt auschecken! 4,0
Wenn DJ RAMIN nicht gerade auf Schalke weilt oder Plattenteller zerkratzt, ist er damit beschäftigt, für sein Label Honolulu Housemusic zu produzieren. Auf „Absolut Honolulu“ (NTT) mischt er die besten eigenen Releases großzügig mit seinen Lieblingsplatten zu einem DJ-Set. 3,0
Danny Demierre alias FLYTRONIX hat mit „Archive“ ein ebenso typisches wie klassisches Album für die Reihe „Moving Shadow“ (EFA) gefertigt Typisch, weil auch er gerne smoothe Jazztunes mit trockenen Drumloops paart, klassisch, weil er schon mit seinem Debütalbum einen eigenen Stil vorweist, der ihn von verspielten Exkursen zu düster-krassen Breakbeatgewittern trägt Vielfaltig, aber nie beliebig – wie ein guter DJ-Gig. 3,0
PETE ROCK kennt man als Produzent und als kreative Hälfte von C.L. Smooth. „Soul Survivor“ (BMG) ist sein erstes Soloalbum und selbstverständlich keine Enttäuschung. Pete ist und bleibt ein Beatcreator erster Güte. Und um den Rhymeflow zu garantieren, leisten ihm zahlreiche Kollegen Gesellschaft. 4,0