Gillian Welch – Hell Among The Yearlings
David Rawlings muß ein dickes Fell oder ein kleines Ego haben. Oder beides. Alle Songs hat er diesmal mit Gillian Welch verfaßt, die fürs rechte Bluegrass-Feeling so wichtige zweite Stimme ist seine. Platz für ein Konterfeit des Mannes im Booldet fand sich indes nicht Doch auch Welch selbst kann froh sein, daß ihr zweites Album hierzulande überhaupt noch, na, sagen wir: rausgestellt wurde. br zwei Jahren, anläßlich des Debüts Jleriral“, wurde die Kalifornierin noch mit Showcase und Interviews als kleiner Schwerpunkt hofiert; heuer ist sie dem Pressedienst ihrer Plattenfirma gerade mal einen Anstands-Punkt wert Und das auch nur mit Verspätung.
Die Marketing-Logik erschließt sich am Repertoire von „Hell Among The ykarlings“. Nur das ruppig-frivole Intermezzo JHoney Now“ lockert einen Reigen auf, in dessen Verlauf nicht allein das „Whiskey Girl“ zum „weekend in the underworld“ abtauchen darf. Gleich zum Auftakt erleben wir den schwarzbrennenden Einsiedler „Caleb Meyer“, der mit Gewalt Nellie Cane nimmt, bis diese – wozu ein „bottle neck“ doch alles gut sein kann – in seinem heißen, schnell pumpenden Blut baden darf.
So oder so ähnlich geht es weiter. Lakonisch, präzise und konzentriert legt $felch die Fährten des Bösen aus; reich wird hier nur, wer entbehren kann. Wenn sie einen Song mit „One Morning“ beginnt, weiß man, daß der Tag besser nicht vor dem Abend zu loben ist (weil das Pferd den toten Sohn bringen könnte – „unable to rest, even in die arms of deatib“.) Davor wandelte sie yodelnd auf den Spuren von „Sister Morphine“, die ihren Kunden schnöde im Stich gelassen hat Diese kargen, einfachen Songs tragen indes kaum depressive oder larmoyante Züge. Vielmehr tritt ein erstaunlicher Effekt ein, nicht unähnlich dem bei Dylans „Time Out OfMind“: Aus tiefem Tal erwachsen Läuterung, Trost, Gleichmut, ein bißchen peaceof mind. Und Gillian Welch und David Rawlings wissen auch, warum dem so ist: „There’s somediing good in a worried song, for die trouble in your souL Cause a worried man’s been a long way down.“ 4,0