Frank Zappa – Mystery Disc
Frustrierend für Zappafans: Natürlich hat man das Bonus-Vinyl gesammelt, das den „Old Masters“-Boxen beilag. Man hat die Platten einsortiert und bei ganz besonderen Gelegenheiten Freunden gezeigt oder sogar vorgespielt – und nun das. Rykodisc, ein von der Idee der Vollständigkeit besessenes Label, bringt das Material der beiden „Mystery Discs“ genannten Bonusplatten fast komplett heraus – nur zwei Songs fehlen aus Platzgründen, ansonsten gibt es alles
auf einer CD. Einfach so, für jeden erhäldich. Eine Kränkung für den Sammler – wieder einmal hat er verloren.
Er wird sowieso nie heranreichen an den obersten Nummerierer und Sortierer, Frank Zappa selbst nämlich. Seit Jahren quillt unveröffentlichtes Material aus dessen zu Lebzeiten penibel geführten Archiven heraus, die CD-Boxen stapeln sich, Boodegs leiden unter Kursverfall. Von Interesse sind die Aufnahmen denn auch hauptsachlich für historisch Interessierte. Man hört das Rauschen der Vorzeit: Live-Aufnahmen, Demos und Verstreutes, das meiste aus den frühen Sechzigern – der Zeit, ab Zappa noch nicht Zappa war. Das von Zappa komponierte Filmthema zum B-Western „Run Home Slow“ ist enthalten, einige Proben der frühen Mothers, eine schön verrauschte Version von JPlastic People“. Der 18-Sekunden-Track „The Birth Of Captain Beefheart“ läßt uns immerhin an einem historischen Moment teilhaben: Hier verschmilzt der reale Don Van Vliet mit der von Zappa erfundenen Kunstfigur Captain Beefheart.
Der Rest ist Legende. Es wird viel geblödelt, geschrammelt und improvisiert auf diesen Aufnahmen, die strenge musikalische Disziplin der Siebziger-Jahre-Mothers ist noch weit entfernt Zappa probt die Sprache der Uneigentlichkeit: Alles ist hier Parodie, Ironie. Zappa sagte dazu, man müsse alles verscheißern können – auch sich selbst. 2,0