Lyle Lovett – Step Inside This House :: Curb/Intercord
Wer ein neues Lyle-Lovett-Album kauft, weil er neue Songs des großen Texaners mit der Tolle hören will, wird „Stiep Inside This House“ womöglich enttäuscht beiseite legen: 21 Songs – alle aus fremder Feder. Wer indes wissen will, wo, wie und mit wem der Mann aus Klein, Texas, die Grundlagen für jeden neuen Song legte, der da gewiß noch kommen wird, muß diese zwei CDs einlegen. Und wird das dann immer wieder tun wollen.
Es ist fast so, ab müßte sich Lovett nach all dem Erfolg und all den Exkursionen (verschiedenster Natur) noch einmal der eigenen Legitimation versichern. Wie bin ich eigentlich geworden, was ich geworden bin? Also erweist er seinen Lehrmeistern Referenz, dieser ebenso gelehrige wie eigenwilige Schüler.
Townes Van Zandt – im Booklet nur als Bild im Bild präsent – ist natürlich vertreten und ebenso wie Walter Hyatt (kein Bild) gleich mehrfach; Guy Clark, dessen bisher unveröffentlichter Titelsong der erste gewesen sein soll, den er überhaupt schrieb (ein Blitzstart sozusagen); Lovetts früher Co-Autor Robert Earl Keen („This Old Porch“). Aufschlußreicher indes sind noch die Beiträge jenet die nicht zu allzuviel Ruhm gelangten, heuer nicht mal mehr einen Plattenvertrag haben (und wohl auch nicht haben wollen) und sich besonders freuen werden, daß „Step Inside This House“ erstaunlicherweise gleich in die Country-Top 10 durchmarschierte.
Kein Zufall sicherlich, daß Songs des in Ehren ergrauten Steven Fromholz prominent Platz eingeräumt wird: JJears“ und vor allem seine „Texas Trilogy“ zum Auftakt des zweiten Durchgangs stehen exemplarisch für das, was Texas-Songwriting ausmacht: Humor, Wortwitz, Detailfreude, ein langer Erzählatem. Willis Alan Ramseys tragikomisch-absurdes „Sleepwalking“ etwa könnte von Lovett selbst stammen. Und in dieser wunderbaren „Ballad Of The Snow Leopard And The Tanqueray Cowboy“ liefert David Rodriguez Einsichten, die auch Lovetts Selbstverständnis auf den Punkt bringen dürften. Nämlich: JPtn not die kind of man with all the answers. But I surely know the songs that suit tne best.“ Und nicht zuletzt abschließend: „Fm a poet, I’m bound to walk the line between die real and die sublime. And give the muses back their own.“
So werden zuguterletzt selbst die viel Freude an diesen 21 Songs haben, die doch eigentlich andere wollten. Weil ein Stück von Lyle Lovett, das ist ja die Prämisse, in jedem davon steckt.