NUGGETS :: von Jörg Gülden
Fast könnte man glauben, daß es den Mann in mindestens zweifacher Ausfuhrung geben muß, beglückte er uns mit seinen Luminarios doch erst unlängst mit einer Live-Scheibe. Jetzt meldet sich Rieh Hopkins erneut Diesmal mit seinen SAND RUBIES in Originalbesetzung! Und einem exzellenten Studioalbum, das den (garantiert sarkastisch gemeinten) Titel „Return Of The Living Dead“ (Blue Rose BLU CD0070) trägt Fünf lange Jahre sind seit der vierten, gleichnamigen Sand-Rubies-LP zwar ins Land gegangen, doch musizieren tut das Quartett so hingebungsvoll und leidenschaftlich, als wolle es hier mit seinem epochalen Debüt aufhorchen lassen. Trotz aller Epigonen, so wie Hopkins läßt halt keiner die Gitarre sich in die Gehörgänge sägen, und so wie Slutes heult und fleht, auch keiner seine Obsessionen und Frustrationen raus. Nicht auszudenken, sollten alle lebenden löten ihre Rückkehr mit einem Fanal wie diesem verkünden…™
Wenn man sich unter die Studio-Fittiche von Richard McLaurin, der einen Hälfte von Farmer Not So John, begibt, dann kann nur Gutes daraus resultieren. Wie dieses charmante Album „Red Dirt Road“ (Monkey Finger 001212) von BUCK 50 exemplarisch belegt Das Quintett aus Oklahoma bewegt sich zwar überwiegend in traditionellen Country-Gefilden, hat dabei aber die nötige Menge Schalk im Nakken, die ein Abdriften in die Nashville-Kommerz-Sümpfe geschickt verhindert Und einen Song wie „Com Dogs And Cocaine“ würde ohnehin keiner der dortigen Rhinestone-Cowboys in den Mund nehmen. Die beiden Damen – Gretchen an der Fiddle, Cheryl an den Drums – und die drei Herren an den Saiteninstrumenten bringen mal Trauriges, mal Erheiterndes zu Gehör und schaffen dazu trefflich die entsprechenden musikalischen Atmosphären. Tatkräftig am Gelingen mitgewirkt hat neben McLaurin auch dessen Partner Mack Linebaugh.
Er wütet seit über 30 Jahren auf seiner Gitarre, und den Titel „The undisputed King of The Fuzz Guitar“ hat sich der Namensgeber von DAVIE ALLAN AND THE ARROWS allein schon mit seinen kongenial knalligen Untermalungen unzähliger B-Movie-Klassiker (u. a. aus dem Hause Roger Corman) redlich verdient. Er heißt zwar harmlos Davie, sieht aber aus wie ein Eisenfresser, und seine Soundtracks, etwa zu „Thunder Alley“, „Haiti Ride“ oder „Wild Wheels“, sind von Easy Listening weiter weg als die Erde vom Mars. Nun wollen er und die Seinen mit dem „Fuzz Fest“(Total Energy NBR 3016) auch der Biker-Klasse von 1998 mal vorführen, wie sich ein Gitarren-Inferno tatsächlich anhört Wenn Allan auf der „Chopper“ nämlich „Open Throttle“ den „Six-String Highway“ runterdonnert, dann ist das „Experiment In Terror“ keine leere Versprechung – und ein Bryan Adams mutet plötzlich wie ein Folk-Barde an.
Gutes aus deutschen Landen wie etwa „Praha“ (Moloko Plus 025) von THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN soll hier natürlich auch nicht zu kurz kommen. Der 1992 in Prag mitgeschnittene Gig erfreute sich bislang nur als Vinyl-Bootleg wachsender Beliebtheit. Angereichert um vier Bonus-Tracks, ist das Kraut/Spacerock-Dokument des so eigen- wie einzigartigen Duos (hier vom Lavender Orchestra begleitet) nun in feinster Digital-Qualität ganz legal zu erstehen. Allein die Coverversion der Deutsch-Underground-Hymne „Heya“ von Geronimo ist die Anschaffung dieses In-Flight-Entertainment-Programms für den gepflegten Spacetrip dicke wert!
Seine Auszeit bei den Haynes Boys hat TIM EASTON genutzt, um mit „Special 20“ (Blue Rose BLU CD0075) ein Solo-Debüt Marke „extraordinär“ abzuliefern. Daß er ein storyteller ist, der mitunter zu Dylan-Format aufläuft, hat Easton mit seiner Band längst bewiesen. Hier aber, befreit vom oft einengenden Band-Korsett, kann er dank handverlesener Studio-Cracks wie Al Perkins oder Brad Jones in den Singer/Songwriter-Olymp einziehen, egal, ob als lauter Rocker oder leiser Folkie.