DEPECHE MODE :: The Singles 86-98
Nun sind ja nicht nur die 80er Jahre vorbei, sondern auch die 90er, sagen manche und können das ziemlich gut beweisen – weil nämlich die 80er schon wiederkommen. Oder, wie wir damals sangen, ja brüllten: Keine Atempause, Geschichte wird gemacht! Voran geht es trotzdem bedingt.
Depeche Mode waren die 80er Jahre, und alle beide waren dann eine Weile scheintot – die sogenannten Drogen und die 90er Jahre waren halt stärker. Depeche Mode nahmen nach dem letzten imposanten und hithaltigen „Violator“ ein selten dämliches Album auf, plötzlich hatte Dave Gahan lange Haare – und vorbei war es mit dem Keyboardgeklingel, Gitarren wurden verwendet, und das war es dann mit den simplen Reigen, die immer catchy waren, stets eine Art Bananarama meet Kraftwerk, wenn wir mal so vereinfachen wollen, wie es Dave Gahan und Freunde einst immer taten: Wenn schon question, dann aber doch höchstens of time oder of lust. Weil gar nichts mehr ging, kam dann ein, guter Witz, Live-Album. Alive.
Dave Gahan starb fast, aber nicht ganz, und mitten in die Zeit der öffentlichen Beichten und, aufgrund der offensichtlichen Verstümmelungen, wie stets so einleuchtenden wie auch rührenden, nicht realistischen Nie-wieder-Schwüre fiel – es ist dies ja gute Pop-Tradition! – die Veröffentlichung eines neuen Albums. Dieses Album war sogar prima. Und Gahan machte es nicht etwa wie Lou Reed und zog fortan besserwissend und aller Freude abhold durch die Musikhallen, die man seinetwegen fast zu bestuhlen gedachte. Eine Tour gab es nicht, um die Genesung nicht gleich wieder durch Versuchung zu gefährden. „Ultra“ war schwermütig, und endlich mal waren Depeche Mode düsterer als ihre Fans, die ja in früheren Zeiten mit ihren weißen Schminktöpfen unter dem Jugendzimmerbett eher tragikomisch wirkten, so wie sie sich für The Cure und eben Depeche Mode ausstaffierten.
Es ist gut gegangen. Nun das – um es mit New Order zu sagen – Rest Of, und eine Sammlung der Depeche Mode-Singles ist natürlich eine Glaubens-Angelegenheit Es darf gestritten werden: zeitlos oder Zeit los? Daß Rammstein gerade mit einer lediglich aufgrund ihrer Humorlosigkeit extrem überzeugenden Cover-Version von „Stripped“ reüssieren, ist nicht weiter überraschend.
Auf ihrer ersten Singles Collection („81-85“) sahen Depeche Mode noch verboten aus. Aus heutiger Sicht Und diese Sicht muß natürlich auch konzedieren: Depeche Mode sind eine einflußreiche Band, wahrscheinlich allerdings gewesen. Da kommt nichts mehr – und deshalb kommt diese Sammlung gerade recht.