GRAHAM COXON – The Sky lsToo High :: EMI
Blur bestehen ja – das kann man Menschen, di diese große Band nur im Vorbeihören von vielleicht „Boys St Girls“ oder „Country House“ wahrgenommen haben, gar nicht oft genug sagen – aus vier Menschen, dreien also, die nicht Damon Albarn sind.
Graham Coxon sieht zwar nicht ganz so schlimm aus wie der Schlagzeuger, der statt „the drummer“ von Fans manchmal „the drama“ genannt wird, aber eine rosa Sahnetorte ist sein Leben nun gerade auch nicht. Er ist das Sorgenkind, der unfröhliche Trinker, und verdirbt live immer gerne einige Songs, kurz: Er ist das Gegenteil vom gesunden, wohlgenährten, dabei nicht untrainierten Waldorfschüler Damon Albarn.
Und nun hat Coxon ein Soloalbum aufgenommen, was selbstverständlich noch weniger Britpop ist als das letzte amerikanisch rockende Staun-Album der Mutterband (man möge sich erinnern an das kratzige „Beetlebum“ oder den Übungsraum-huhu-Brecher „Song 2“, der eher nach „Nevermind“ klang als nach „Park Life“). Auf jenem Album versteckt war schon ein Song von eben Herrn Coxon, der dort zu knarziger Gitarrenwand das Ende der Hymnen pointierte: „Fm just a killer for your love.“ Da war nichts mehr mit kindlichsüßen Poloshirt-Refrains, das war die verwackelte Interaktion eines beladenen, eines, nun, wissen wir es genau, Süchtigen.
Und so wurde auch „The Sky Is Too High“ laut Coxon, der dem Werk ein krakelig selbstverfaßtes Leitwort beifügte, „during a period of totalism“ geschrieben. Und die mürben Balladen „were bashed out in 5 days“ – was an den Räumungsverkauf beim notorisch klammen Teppichgroßhändler erinnert: „Alles muß raus!“
Ein, natürlich, privates Album, der Künstler selbst hat geschrieben und musiziert, ja sogar das Cover beschriftet und fotografiert. Man sieht „graffiti I’ve been attracted to for a long time near where I live“, die Coxon uns nicht erklärt. So persönlich ist das Album, daß auf dem Cover doch tatsächlich „by Graham Coxon“ steht. Manchmal befürchtet der Hörer, bei diesem Offenbarungseid fast zu stören, aber dann gilt es dranzubleiben, auch voyeuristisch zu genie- ßen, und in all der larmoyanten Songwriterei wunderbare, in jeder Hinsicht dichte und aber auch zarte Songs, die wir hier ruhig mal „Lieder“ nennen können, nicht zu verpassen. Zuweilen Simon & Garfunkel nicht unähnlich, ohne jedoch dabei gleich im Schneidersitz auf der Wiese zu sitzen, weniger Schmalz, mehr Punk – ja, Punk ohne Krach. The great escapade.
Es geht natürlich viel um das Ende von allem, auch und gerade das Ende der und jeder Liebe. Der Himmel ist viel zu hoch, und voller Geigen hängt er schon gar nicht. Das wäre ja auch kitschig.