VIRGINIA RODRIGUES – Sol Negro :: HANNIBAL/RTD
Man muß sich an die Stimme gewöhnen. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß ihr Klang manchen Feind der Schönheit (Argument: ist doch alles Illusion) unglücklich macht. Obwohl sie doch im Gegenteil so ungemein glücklich klingt, rund und weich, wie die einer toten Opernsängerin, die im dritten Anlauf im Himmel zugelassen wird. In ihrer Heimat Brasilien erregte Virginia Rodrigues nicht zuletzt dank dieses Organs Aufsehen, aber auch wegen der prominenten Unterstützer ihres Debüts: Caetano Veloso beriet Produzent Celso Fonseca, Milton Nascimento, Djavan und Gilberte Gil sind als Gäste zu hören.
Wieso, weshalb, warum könnte man sich fragen, aber nur vor dem Hören von „Sol Negro“ – danach ist es klar: Da ist natürlich erst mal die Stimme, die man nicht oft genug erwähnen kann, die wie schwerer Wind oder feuchte Erde durch die Songs zieht. Mit einem so klassischen Organ hätte man eine abstrakte Brasil-Platte fiir Akademiker einspielen können, doch der naheliegende Fehler wurde vermieden, wie auch viele andere. Statt dessen entstand ein perfektes Mitternachtsmond-Album, das klingt, als wäre seine Entstehung einfach und naheliegend gewesen, mit glasklaren Arrangments, warmen Samba-Grooves, sanften Rhythmen und eleganten Melodien. Die hinreißenden Songs stammen von den alten Meistern- Caetano Velosos „Lua Lua Lua Lua“ etwa bringt Rodrigues zum Erblühen.
Die „New brk Times“ feiert die Sängerin aus Salvador de Bahia, die auch in Kirchen und religiösen Zeremonien singt, als „neue Stimme Brasiliens“ gefeiert Angesichts dieses Albums kann man nur zustimmen: Ein Teil der brasilianischen Musik gehörte schon immer den großen Gefühlen, der Poesie und dem leisen Rausch. Und dieser Kristall aus Klang ist wahrhaftig ergreifender und schöner als fast alles, was es in letzter Zeh zu hören gab. Nicht nur aus Brasilien.