Farmer Not So John – Receiver
Expansion durch Gesundschrumpfung. Als Farmer Not So John ’96 ihr gleichnamiges und hochgelobtes Debüt veröffentlichten, da waren sie noch ein Quartett und mußten sich, weil sie eine Pedal Steel im Gepäck hatten, permanent aus diesen „Alternative Country“-Schubladen befreien, in die sie – speziell an der Ostküste – Gubbesitzer und Pressefritzen verfrachtet hatten. Deren Gleichung hieß: Pedal Steel + Herkunft Nashville + College-Habitus = „Alternative Country“.
Nun sind sie zum Duo geschrumpft; Bassist und Drummer waren den Tbur-Streß leid. Die verräterische Pedal Steel kommt nur dreimal zum Einsatz, statt dessen läßt man Clive Gregson (Ex-Any Trouble) in die Tasten von Orgel und Synthie greifen. Neben Gregson sind noch weitere illustre Gäste mit von der Partie, allen voran die Bluegrass-Legende Peter Rowan (Ex-Bill Monroe’s Bluegrass Boys, -Earth Opera, -Sea Train etc.). Und unter Federführung von Studio-Maniac Tucker Martine entstand Jteceiver“, ein Album, das man – so man will – mal unter „Americana“ oder „No Depression“ einordnen kann, dann aber auch unter „Rock“ verbuchen muß. Selbst wenn Sänger, Gitarrist und Stückelieferant Mack Linebaugh mal ein paar Country-Grooves einsetzt (was für ihn als Nashville-Gebürtigen ja mehr als legitim ist), es kommt stets knochentrockener, epischer Rock’n’Roll im Cinerama-Format dabei heraus. Würde Sam Peckinpah „The Wild Bunch“ erst heute drehen, hier hätte er den absolut zeitgemäßen und klassischen Soundtrack für den Western-KIassiker von ’98.
Mag das Panorama, das Jieceiver“ hin und wieder ins Blickfeld rückt, auch so düster wie dräuende Gewitter-Wolkengebirge über der Prärie anmuten, es ängstigt nicht, sondern ist weiteres Faszinosum eines Roadmovie-Blockbusters. Noch Fragen? Nein? Gut, dann schließen wir die Lehrstunde in Sachen „Country meets Rock’n’Roll“ mit dem Resümee, daß Farmer Not So John mit diesem Album triumphal Einzug in den Wilco-, Son Volt- undjayhawks-Olymp gehalten haben. – Als Gleiche unter Gleichen. 4,0