BEATS :: Kloos & Wellner
Wahrscheinlich ist Helmut Geier der einzige DJ, der sich nackt vor einer Almkate fotografieren läßt. Nüchtern. Das hat nichts mit seinem zweiten Album zu tun, dessen Titel „Munich Machine“ (V2) ebenfalls nichts weiteres bedeutet. Außer vielleicht, daß es genauso sonnig wie spinnert, genauso verspielt wie kraß, genauso kauzig wie weltumarmend klingt. Da wandert DJ HELL durch die 80er Jahre, sampelt Dominatrix, denkt an Grace Jones, singt auch gerne bei Paul Ankas „Lola“ mit, um dann pralle Elektrotracks ebenso wie pure Technogerüste zu zimmern. Ein Album wie ein erstklassiger DJ-Gig. Play very loud! 5,0
MOLOKO standen mit ihrem zweiten Album unter dem Druck, eine Platte zu toppen, die einen sehr eigenen, originellen Sound aus hektischen Beats, exzentrischer Stimme und super- relaxter Atmosphäre einführte. „I am not a doctar“ (Universal) ist ein schönes Album, es ist ausgereifter als sein Vorgänger, aber es bleibt unauffällig. Vielleicht ein Klassiker, den wir auch in Jahren noch gerne hören. Vielleicht auch „just another record“… 3,0
Prag ist nicht gerade als Drum’n’Bass-Hochburg in die jüngere Geschichte eingegangen. Was OHM SQUARE auf ihrem Debüt „Ohmophonica“ (MFS) aber abliefern, kann sich sehen lassen. Zumal die fetten der Tracks nicht nach Kopie riechen, und die verträumten Songs zur Klarinette und Trompete auch noch das Herz jauchzen lassen. 3,5
Ob die STRIKE BOYS den Big Beat mit „Selected Funks“ (Connected) zu neuen Ufern treiben, ist fraglich. Daß hier aber zwei Produzenten aus Nürnberg sitzen, deren Gesellenstück von Big Beat-Zampano Mark Jones für Wall Of Sound lizensiert wurde, ist erwähnenswert. Drauf ist das, was dem Titel zur höchsten Ehre gereicht: geile Tracks, die gerne zwischen mit Electro, Future Funk und deftigen Basslines flirten. Feines Futter für den Tanzflur – Vinyl kaufen! 4,0
DOM & ROLAND produzieren bekanntlich mit großer Ausdauer diesen Nebelschwaden-Drum’n’Bass, zu dem man so gerne tanzt, wenn die ersten klaren Gedanken den Kopf bereits verlassen haben, um sich im Trockeneisnebel mit mariannengra bentiefen Basslines und kreischenden Acidblubbern schlafen zu legen. „Industry“ (Moving Shadow/EFA) ist kein schlechter Titel für Doms Debüt: klar, krass, kantig, dunkel und hart, aber auf Albumlänge leider auch ohne große Überraschungen. 3,0
Breakdance feiert sein Revival – und schon ist auch der Pate des europäischen HipHop zurück: Auf „Buffalo Gals – Back To School“ (Virgin) läßt sich Malcolm McLaren von Rap-Koryphäen wie KRS-One, Rakim oder Missy Elliot den falligen Tribut zollen und erzählt dazwischen nette Anekdoten aus der Zeit, als der HipHop laufen lernte. Amüsante Lehrstunde! 3,0
Wesentlich unlustiger ist die Abzockerei im Namen von 2 PAC selig: „In His Own Words“ (Eagle Rec/edel) versammelt mit ganz flauen Breakbeats unterlegte Radiointerviews des toten Rappers nebst einigen Demos. Allerübelste Leichenfledderei! 1,0
Kurtis MANTRONIK ist zurück! „I Sing The Body Electro“ (Oxygen Music Works/Ninety-Nine), betitelt nach einem Walt-Whitman-Gedicht, ist keine Reminiszenz an vergangene Tage der 80erJahre-Legende, sondern schlägt die Brücke von Electro über HipHop zu Drum’n’Bass. Eine Mischung, die die Lager spalten wird. 3,0
Wer auch immer die vermeintlichen Deutsch-Chilenen Dandy Jack und Jorge Gonzalez sind – sie haben mit Atom Heart zu tun, einen Blick für feine Details, und sie sorgen als GONZALO MARTINEZ für gute Laune. Wem das „Moog Cookbook“ Trimm-Dich-Gefuhle in die Knochen schickte, der wird seinen hellen Spaß haben an den Latin-Conga-Easy Listening-Tracks auf „Gonzalo Martinez And His Thinking Congas“ (RTD). 4,0
RED SNAPPER bemühen sich seit fünf Jahren, auch live als Band mit Gitarre, Drums und Saxophon die Barrieren zwischen Breakbeat, Jazz und HipHop niederzureißen. In guten Momenten ist das stets sehr intelligent – in weniger guten leider ambitioniert und intellektuell Mit „Making Bones“ (Warp/-RTD) ist ihnen ein großer Wurf gelungen: ein wahres Album mit vielen Aspekten und tollem Flow. 4,0