WESTERNHAGEN – Radio Maria :: W E A
Kann ein Westernhagen, der den „Müller“ aus seinem Namen strich, um sich zu einem hierzulande ungekannten Superstartum aufblasen zu können, noch einer von uns sein? Seine Antwort: „Supermann war fassungslos/ Als ihm wurde klar/ Daß er nicht fliegen konnte/ Nur ein Arschloch war.“ Damit meint er Christopher Reeve, den gefallenen Supermann und sich selbst, den gefalligen Super-Marius, stets bemüht, mit intelligentem Karrierefahrwerk die Bodenhaftung auch in den engsten Stilkurven nicht zu verlieren.
„Radio Maria“, sein 18. Album in 23 Jahren, gleitet in ungewohnt niedrigen Drehzahlen durch die Schikanen der Westernhagenschen Musiklandschaft. Thematisch ist er der alte: Liebe und Gott, das Leben als Megastar, Mutter und Fellatio ohne Höschen. Ein paar klassische Mitgröl-Singles („Rosamunde“, Jesus“, „Alleine“) beruhigen die Vferkaufsängste. Der Titel stammt von einer er/katholischen Radiostation unweit von Westernhagens neuem Hauptwohnsitz in Umbrien. Dort fand die von Erfolg zu Erfolg gehetzte Seele jene innere Ruhe, mit der sie Stücke schreiben konnte, die einem bald schon 50jährigen Sänger und Songschreiber ganz gut zu Gesicht stehen.
Westernhagen hat den Spaß am Spielen wiederentdeckt. Erstmals agieren seine Edel-Mietmusiker mit dem Chef zusammen wie eine echte Band: leichte, verspielt federnde Grooves zwischen New Country, Boogaloo und Delta-Blues sind jetzt nicht mehr nur feinziseliertes Kunsthandwerk. „Radio Maria“ vermeidet den schnellen Hit, das laute Marktgeschrei, den sofortigen Zugang. V&bmöglich wird er dadurch mehr Fans verlieren als hinzugewinnen. Aber hat er nicht ohnehin genug? Marius niemals!
Er ist jetzt nicht mehr bigger than life, sondern steht irgendwie gemeinsam mit dem ganzen Land an der Schwelle zum endgültigen Erwachsenwerden. Westernhagen: beinahe noch immer einer von uns. (Das Album erscheint am 17. August)