Barry Adamson – As Above, So Below
Der Mann, der sich selbst Dirty Barry nennt, ist wieder da. Und zwar mit einem Album, das laut Plattenfirma „sofortige und vollständige Aufmerksamkeit verlangt“. Zu Befehl, Plattenfirma! Lausche gehorsamst und sofortigst! Rapport folgt ebenfalls umgehend. Naturgemäß kann das nur ein Bericht aus der Hölle sein. Barry Adamson ist da unerbittlich: kein Song ohne Tod und Teufel. Keine Baßlinie, die nicht klingt, als führte sie in die Unterwelt hinab. Adamsons Vorstellungswelt ist gewohnheitsmäßig apokalyptisch, mit ein paar Neurosen gibt er sich nicht mehr ab, biblisches Format muß schon sein. Darin gleicht er seinem Ex-Vorsänger, der alten Nachtigall Nick Cave. Und, um es gleich zu sagen: Damit kann er einem auch auf die Nerven gehen.
Jazz Devil“ ist so ein typisches Dirty-Barry-Stück. Es zeigt Adamson in seiner Lieblingsrolle als Hieronymus Bosch für dunkle Jazzbars: Ein locker gezupfter walking bass, eine hübsche Hammond Orgel und darüber Barry Adamsons süffisante, ach was: diabolische Stimme. Ein Besuch im „Hotel Hades“, ja klar, der Beelzebub ist auch dabei, und später wird der Ich-Erzähler als Jazzteufel zurück auf die Erde geschickt und erlebt allerhand. Ach, sind das schöne Märchen. Onkel Barry erzählt aus 1001 durchgemachten Nächten.
Nicht immer geht es so putzig zu. „Can’t Get Loose“ ist ein wirklich nettunheimlicher Sado-Song, „Come Hell And High Water“ gäbe sicher ein gutes David-Lynch-Video her. Immer geht es um alles. Liebe und Haß. Schuld und Sühne. Und es geht um die universale Musik: Durch die instrumentale Schulung der letzten drei Alben hat sich Adamson dem „Negro inside“ so vollständig angenähert, daß die Schnittstellen zwischen Croonen und Rappen, zwischen Jazz und Hardcore-Hip-Hop nicht mehr auszumachen sind. bn Suicide bis Public Enemy und Anthrax reicht die Sample-Gästeliste.
Gegen Ende löst sich alles immer mehr auf, die inspirierten Momente
weichen dem Wispern aus dem elektronischen Orkus – und Barry Adamson fleht um Erlösung. Dann jubilieren Himmelschöre: „Word of God… welcome.“ Wird er sich bald The Artist nennen? Oder The Devil? Aufklärung folgt Barry ist auf seiner kleinen, selbstverständlich dunklen Wolke angekommen. Doch das wirkt bei einem, der das Apokalyptische so serienmäßig betreibt, wie eine Formsache. 3,0