Dr. John – Anutha Zone :: EMI
Der Doktor hat sich selten Mühe gegeben, „in“ zu sein. Abgesehen von dem Karrieretiefpunkt-Album „The Sun, Moon And Herbs“, das er in London 1971 mit Musikern wie Mick Jagger, P. P. Arnold und Eric Clapton aufnahm, blieb Malcolm John Rebennack musikalisch wie geographisch eine Randfigur, die nicht nur ihrem Sumpf- und Voodoo-Psychedelic-Sound treu war, sondern auch der Heimat New Orleans. 30 Jahre nach dem legendären Debüt-Album „Gris Gris“ ist der 58jährige nun allerdings ein zweites Mal in London mit Stars der Stunde ins Studio gegangen. Die Idee kam natürlich von der Plattenfirma. Geschadet hat es ihm trotzdem nicht.
Im Gegenteil: „Anutha Zone“ ist eine Essenz aus fast 40 Jahren Karriere, komprimiert in 13 dichten, dampfenden, schwer groovenden Songs. Die Percussion tanzt vertrackte Rhythmen, Funk-Baß und böse schleifende Gitarren kreisen unruhig, Chöre schweben geisterhaft und schwerelos dahin, Bläser breiten sich aus wie Nebel über einem gefahrlichen Moor. Zu diesem Höllensound knurrt der Doktor wie ein böser Märchenonkel, singt und rezitiert von den Schrekken der Welt und der Unbeugsamkeit des aufrechten Kämpfers, von Gott, der Welt und dem Teufel: Dr. Johns altbekannter Voodoo-Rock war selten besser.
Und die Gäste haben daran ihren Anteil: In „Voices In My Head“ wuchten sich Supergrass durch dicken Dschungelrock, „I Don’t Wanna Know“ wird von Paul Wellers warmer Gitarre und Jools Hollands weicher Orgel veredelt, Spiritualized-Chef Jason Pierce verdichtet als Co-Produzent „Hello God“ und, John Gris“ zu bluesigen Psycho-Soundtracks. Ähnlich unauffällig bis brillant fugen sich Gäste von Portishead, Ocean Colour Scene, Primal Scream, The Beta Band, The Kick Horns sowie The London Gospel Choir Community in das Musik-Gumbo ein: Hut ab vor Produzent John Leckie, der für einen fugenlosen Sound gesorgt hat! Und natürlich Hut ab vor dem guten Doktor, der sich nie um Hipness bemühte, weil er sowieso hip war. Der Doktor ist in. Denn das ist ja sein Job.