DER GESCHMACK DER KIRSCHE von Abbas Kiarostami :: ab 16. Juli
Was auf den ersten Blick aussieht wie die Suche eines Päderasten nach jungem Fleisch, ist vielmehr das Ausspähen eines Helfers für einen Selbstmord. Herr Badii (Hormayoun Ershadi) kurvt mit seinem Range Rover durch die am Rand von Teheran aufgetürmten Schutthalden. Der zum Freitod Entschlossene hat am Fuße der Hügel ein Grab ausgehoben und sucht jetzt jemanden, der es zuschaufelt, nachdem Herr Badii sich mit einer Überdosis Schlaftabletten hineingelegt hat Doch ein Soldat, ein Baustellenwächter und ein Seminarist lehnen den gut bezahlten Job ab. Erst ein philosophierender Tierpräperator ist einverstanden. In seinem spröden und düsteren Film „Der Geschmack der Kirsche“, im vergangenen Jahr mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet, erkundet der iranische Starregisseur Kiarostami die Schatten der Freiheit Nur verschenkt er im aufgesetzten, mit knallbunten Farben auf Video gedrehten Finale im Stil Brechtscher Verfremdungstechnik viel von der Wirkung. Die Zerstörung der Illusion, daß alles nur Kino war, ist nicht neu.