BEATS :: von Kloos & Wellner
Eine schöne Platte. Nicht spektakulär, aber schön: GATOR nennt sich ein DJ aus Hamburg, der mit einer feinen Mixtur aus Electronic Listening, Drum’n’Bass und jazzy vibes sein Debüt-Album „Matrix“ (Lounge Rec/99) entworfen hat Urbane Melancholie am Computer kreiiert, Klänge für die Katakomben der Großstadt – aber gleichzeitig intelligent genug, um zu wissen, daß all der poetische Kram nur verbrämte Romantik ist. Das Leben, das wissen wir, ist rauher. Und so klingen auch die verträumten Ausflüge auf „Matrix“ nach Plastik, Schweiß und Asphalt.
SciFi-Loungin‘ for the next Millenium. 4,0
Das Londoner Drum&Bass-Label East Side hat eine Label-Compilation von ihrem Vorzeige-Artisten A-SIDES mixen lassen. Na, wie spannend… Ist sie aber wirklich. Denn „East Side Mixed By A-Side“ (RTD) ist nicht nur bravourös gemixt, sondern verbindet auch phänomenal Hardstep, Jump Up, Dark Step und HipHop-Flavour in Tracks und Mixing. Absolute Lizenz zum Kopfnicken für alle, die gern in Kellern voller Nebelschwaden den Baß im Bauch wummern spüren. 4,0
SCOTT GROOVES fiel schon mit einigen Maxis auf, etwa einer schönen „Version von Lonnie Listen Smiths „Expansions“, hier mit Roy Avers als Sänger. Der Mann, der einst bei Inner City Keyboard spielte, zeigt mit „Piece Of A Dream“ (Soma/ PIAS) wo der Bartel in Detroit den House-Most holt. Street Soul der alten Schule, verspielte Jazztunes, trockene Beats und Detroit Tech-House, weiß er unter dem Auge des Groove zusammenzuführen. Kurzum: Tanzzwang, gute Laune, Sommeralbum! Alles klar? 4,0
Deejay PUNK-ROC zimmert seine Tracks so brachial und böse wie gute Clubtunes sein müssen. Ein hörbarer Freund von 80er-Jahre-Electro, von fiesen Scratch- und Vocoder-Abenteuern, wird der Mann aus Brooklyn mit „Chicken Eye“ (Epic) dazu beitragen, das nahende Breakdance-Revival ganz nach vorne zu bringen. Rotzlöffel-Breaks für Jungs, die gerne über Skateboards, Bier und Fußball diskutieren, und für Mädels, die die Beastie Boys mögen: „Illin‘ and chillin'“ – sehr fett. Unbedingt auschecken! 4,0
„Thrilled By Velocity and Distortion“ (RTD) entstammt einem dieser Musikerhirne, denen man einerseits die postmoderene Schwere der 80er Jahre anmerkt, die indes auch in der Lage sind, aus Vergangenheit und Gegenwart ein Stück musikalischer Zukunft zu klabustern. Lol Hammond vulgo GIRL EATS BOY haut uns die Breakbeats um die Ohren, sonnt sich im Nu Skool-Flavour und fürtet mit den großen Big-Beat-Sounds. Gute-Laune-Musik. 3,5
Wenn Richie Hawtin alias PLASTIK-MAN ein neues Album plant, dann schreibt sich die geneigte Musikpresse schon vorher gerne die Finger wund. Wer über „Consumed“ (Novamute/-PIAS) allerdings Bahnbrechendes zu vermelden hat, der muß schon Gedankengängen folgen, die sehr fern sind von dieser Welt. Sehr ambientös, im alten Eno-Sinne: Umgebungsmusik. Aber der Biß, das Zwingende, das Überraschende früherer Hawtin-Ergüsse fehlt leider völlig. 1,0
LTJ Bukem hebt seine Logical Progression-Serie mit einer Doppel-CD auf „Level 3“ (Good Looking/EFA). Eine CD beherbergt die üblichen Verdächtigen des Labels im Frühjahrsputz-Sound, der keinen beim Spargelschälen stört; die andere ist ein Live-Gig von Intense. Das sind so Drum’nBass-Headz, die sich gerne mit Funk- und Jazzmusikern auf die Bühne stellen. Nett, interessant, aber manchmal ein bißchen zu verkopft. 3,0
Und dann ist da noch „Electric Mojo 2“ (Motor) – die zweite Compilation, die jene Electronic-Listening-Qub-Stimmung der Hamburger Institution einfangen solL Von Roni Size bis 4Hero und Terry Callier: die intelligente Version von Drum’n’Bass mit exakt dem richtigen Quentchen Jazz- und Soulflavour. 4,0
IN STATE OF FLUX verbinden Minimal House mit leicht nostalgischen Trance- und Tribalgefühlen. Stücke, die sich fast in Slow Motion zu Epen aufbauen. „Nighttrain Windowgazing“ (ISM/99) – ein Titel mit Programm, es ziehen Landschaften vorbei. 3,0