SOUL ASYLUM – Candy From A Stranger :: COLUMBIA/SONY MUSIC

Wenn es so richtig sämig und gefühlig werden soll, wenn die Gitarren behäbig dengeln und das Klavier sülzt, wenn der Sänger knarzt und die Harmonien säuseln, dann ist es wieder Zeit für Soul Asylum. Wir erinnern uns: Nach langen, harten Jahren im sogenannten Alternative Rock dämmerte ein neuer Mor gen, als Dave Pirner und seine Burschen das Sentiment entdeckten und den amerikanischen Heardand-Rock. Nun eierten sie durch die Heimat wie Chris Norman, der eine Springsteen-Ballade im Stil von Rod Stewart interpretiert. Ihre Kinderlein-Suchaktion „Runaway Train“ schmuste sich in die Herzen auch der Eltern. Von da an ging es nur noch abwärts.

Glaubte man die Talsohle vor drei Jahren schon durchwandert, so begreift man jetzt mit aller Erschütterung, zu der man noch fähig ist: Soul Asylum sind ganz unten angekommen. Hier finden wir den behäbigsten, beliebigsten und uninspiriertesten MOR-Rock diesseits von Saga, abgeschmackte Melodien, die wir von keinem Menschen mehr hören wollten, Texte, die man keiner Schülerkapelle wünscht. „Still try to find you in this blackout“ singt Pirnei; als es schon zappendüster geworden ist.

Nehmt kein Naschwerk vom Fremden an! Es könnte ein Mitschnacker sein. Wenn Soul Asylum ihr Publikum austauschen und für rednecks mit College-Abschluß aufspielen, muß ihnen auch um die nächsten zehn Jahre nicht bange sein. Mit „The Game“ liegt übrigens ein ordentlicher und fast ganz genauso dämlicher Nachfolge-Hit zu „Runaway Train“ vor. Wenn nur das Video stimmt! Vielleicht kann man was mit Robin Williams machen, der ihnen bärtig einredet: „Ihr könnt nichts dafür! Ihr könnt nichts dafür!“ Und dann reiten alle in den Sonnenuntergang.

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