JAZZ
Nashville, are your ready for Frisell and Metheny? Die beiden Star-Gitarristen fusionieren auf „The Sound Of Summer Running“(Verve) des Bassisten MARC JOHNSON zur locker swingenden Country & Western-Einheit, was bei Frisell nach seinem Hommage-Album „Nashville“ kaum überrascht. Einschlägig vorbelastet ist auch sein Drummer Joey Baron, spätestens seit er mit Frisell ein Album unter dem bezeichnenden Titel „Down Home“ aufnahm. 4,0
Auch JOHN SCOFIELD hat schon mit Metheny gespielt – und mit Bill Frisell (in Marc Johnsons Band Bass Desires). Die größte Herausforderung dürfte für ihn aber unlängst das Zusammentreffen mit dem auf Schrilles ä la New Orleans eingeschworenen Trio MEDESKI, MARTIN & WOOD gewesen sein. Die gewagte Kombination löst souverän ein, was der Titel „A Go Go“ (Verve) verspricht: Rhythm & Blues, relaxed & rockig, schön schräg & rundum cool (auf Basis der für Scofield typischen Wärme, versteht sich). Mehr dazu im nächsten Heft. 4,0
Wie weit er Deutschland auch musikalisch hinter sich gelassen hat, zeigt mit seinem jüngsten „Scoop“ (ACT) der Pianist CORNELIUS CLAUDIO KREUSCH. Nicht nur weil Salif Keitas Stimme für Aufregung sorgt und Thomas Grünes rapt wie schon anno 1994. Kreuschs „BlackMudSound“, ein Gebräu aus Funk mit Greg Osby, purem Jazz mit Anthony Cox und Terri Lyne Carrington und Afrikanischem mit Drummer Will Calhoun oder Stammesgesängen aus Ghana, kann so überzeugend wohl tatsächlich nur in New York entstehen. 4,0
Aus New York stammt auch ALLEN FARNHAM. RIAS, what’s that?: Das Motto „Meets The RIAS Big Band“ (Concord) schien für den Pianisten zunächst kaum ein zwingender Grund, samt Quartett (u. a. mit Chris Potter!) nach Berlin zu fliegen. Eine Haltung, die bald schon echter Begeisterung weichen sollte bei einer der schärfsten Bigband-Produktionen seit langem (was übrigens auch aufnahmetechnisch brillant rüberkommt). Wer also das Genie nicht prinzipiell meidet, dürfte an der Mischung aus originell arrangierten Standards von Coltrane bis Jobim und Farnham-Originalen seine helle Freude haben. 4,0
Ausgesprochene Bigband-Allergiker dagegen sollten vorsichtshalber auch die jüngste Veröffentlichung des aus Kuba stammenden Saxophonisten und Klarinettisten PAQUITO D’RIVERA meiden. „Live At MCG“(Exil/Indigo) trat der nämlich mit „seinem“ von Dizzy Gillespie ins Leben gerufenen United Nations Orchestra auf. Im Gepäck: ambitionierte Latinjazz-Kompositionen der Bandmitglieder – und Dizzies obligatorische „Night In Tunisia“ 3,5
Flöten-Allergiker sind nirgendwo mehr sicher, seit ROBERT DICK mit dem SoWier String Quartet seine „Jazz Standards On Mars“ (enja) in Umlauf gebracht hat. Mit Vorbehalten à la „Flöte klingt so klassisch harmlos“ räumt Mr. Dick schon in den ersten „indischen“ Minuten gründlich auf, oder wenn er bei „Machine Gun“ zum Kontrabaß-Flötenmonster greift. Sogar das Streichquartett erweist sich hier als (im Gegensatz zu Kronos) durchaus Hendrix-tauglich – und zum Zusammenspiel mit Bassisten wie Marc Dresser und Kertnit DriscolL Improvisieren? Aber klar doch, wenn Regina Carter die erste Geige spielt Fazit: Alles Brave scheint flötengegangen auf dem Mars, statt dessen gedeiht dort erfrischend starker Tobak. 4,0
Schlagzeuger JOCHEN RÜCKERT, unter anderem in der Band von Nils Wogram positiv aufgefallen, hat seine mit Musikern wie Kurt Rosenwinkle (g), Chris Potter (ts) und Ben Monder (g) (und Kompositionen von Coltrane, Rollins oder Cole Porter) hochkarätig bestückte „Introduction“ (Jazzline/EFA) überraschend „klassisch“ angelegt – wenn auch mit allerlei rhythmischen Eigenwilligkeiten. Vor allem „Just Friends“ fällt aus dem Rahmen, nicht nur wegen des sich anschließenden „hidden track“: irgendein seltsamer Proberaum-Trash nach fünf Schweigeminuten. 3,5