Kristin Hersh – Strange Angels
Hier nun noch einmal das definitive Statement zum Thema Kunst und Kinderkriegen – oh ne daß darüber auch nur ein Wort fallt. Bei Kristin Hersh scheinen das zyklische Angelegenheiten zu sein, die einander nicht ausschließen. Jede halbe Dekade kriegt die Songwriterin Nachwuchs, Platten von ihr erscheinen dagegen mindestens alle zwei Jahre. Und vielleicht ist es der Pragmatismus, den Erziehende eben manchmal aufbringen müssen, der sie seit den frühen Achtzigern so konsequent ihren künstlerischen Weg gehen läßt. Nicht alle Platten der Amerikanerin hauen dich um, aber auch die schlechten haben ihre guten Momente.
Zwar erzählt Kristin Hersh gern mal Geschichten, in denen die Helden verzweifelt und sternhagelvoll auf dem Boden rumrobben, doch aufgegeben hat sich die Frau selbst noch nie. So akzeptiert sie die Tatsache, daß sich ihre Stammformation, die Throwing Muses, als Unternehmen nicht mehr rentieren, und wirtschaftet solo weiter. Was ja keine große Umstellung ist, schließlich legte sie schon 1994, also bevor sie die Band aufgelöst hatte, mit „Hips And Makers“ ein kommerziell enorm erfolgreiches Solo-Debüt vor. Damals spielte ihr alter Freund Michael Stipe den Geist und spukte mit seiner Stimme im Hintergrund des Hits „Your Ghost“ herum. Das zog, klar.
Mit „Strange Angeb“ kommt Kristin Hersh jetzt ein weiteres Mal ihrer Vorliebe für ätherisches Songpersonal nach, der Titel spricht da Bände. Alles voller Engel hier, überall Gespenster. Ansonsten ist das
Album unspektakulärer als der Vorgänger, was kein Nachteil ist. Wer in Popmusik nach Vertrautheit sucht, wird bedient. „Hey again“, haucht Kristin Hersh gleich am Anfang, und dann folgen drei Handvoll gleichsam mechanisierter Songs, die – egal wie düster – völlig unangestrengt klingen. Die Akkorde auf der Akustischen und das wohlvertraute Vibrato bringen die Komposition in sanften Kreisbewegungen über die Runden. Ein dynamisches Spiel, das seit den frü- hen Tagen der Throwing Muses bekannt ist. Für Abwechslung sorgen lediglich Tupfer auf dem Piano, der Klarinette oder dem Cello. Ehe man sich versieht, ist das Album auch schon vorbei. Und dann bleibt immer noch genug Zeit zum Windelwechseln. Was in diesem Fall, ganz ehrlich, als Pluspunkt verbucht werden muß. 3,0