Netzwerk :: VON THOMAS SCHWEBEL
Wer etwas über Musik wissen will, sollte ins Internet. Neben Sex war Musik (und ihre Fans) von Anfang an eine der Antriebskräfte des Internet-Boom. Das Spektrum reicht dabei von den üblichen „personal homepages“ mit der Liste der 200 Lieblingsbands bis hin zu umfangreichen Datenbanken und Songarchiven. Ein wichtiger Tip vorneweg: Man sollte sich in der Regel nicht auf die offiziellen Seiten der Plattenfirmen stürzen. Hier verbindet sich zu häufig ein Minimum an wirklicher Information mit einem Maximum an Aufwand, was im Internet gleichbedeutend ist mit Zeit und Geld. Sites von Fans gestaltet sind in der Regel liebevoller, umfangreicher, nützlicher und schließlich auch lustiger. Interessant wird es dagegen bei Sites, die vom Lieblings-Star selbst betrieben werden. Hier noch relativ selten, kann man in Übersee (oder heißt es jetzt Übernetz?) eher fündig werden.
Ein goldenes Beispiel dafür ist ganz sicher ROGER McGUINN von den Byrds. Wer hätte von einem Folk-Rock Heroen ein Beispiel dafür erwartet, wie man die Möglichkeiten des Internet sinnvoll nutzt? Gut, seine Byrds-Homepage ist das übliche – Facts und Infos zur Band. Aber unter dem Namen „The Folk Den“ (http./cavern.uark.edu/-kadler/rmcguinn/Folk Den) startete Mc-Guinn das virtuelle Lagerfeuer eine Site, auf der regelmäßig traditionelle Folksongs vorgestellt und archiviert werden, komplett mit Noten, Soundfiles und Hinweisen zur Geschichte der Songs. Also nicht wundern, wenn Straßenmusiker in der U-Bahn demnächst mit Laptops auftauchen! 5,0
Wie es besser nicht gehen sollte, zeigen uns OASIS im Umgang mit dem Internet. Sie bzw. ihre Plattenfirma sind Vorreiter einer neuen Bewegung unter großen Entertainment-Konzernen, die bereits seit langem schwelende Copyright-Debatte im Netz zu ihren Gunsten zu entscheiden. Es geht dabei um die Frage, wieviel ein Fan in seiner Site abbilden darf – Logo, Foto, Soundfile, Texte etc. Die Drohung der Oasis-Firma, rechtlich gegen alle Fan Sites der Band vorzugehen, ist mittlerweile Wahrheit geworden, und Anwälte prüfen den Inhalt der geprüften Sites, von denen einige schon schließen mußten. Das eigene Angebot unter http://www.Oasisnet.com zu erreichen, bekommt angesichts des uncoolen Verhaltens nur 2,0.
Das Informationszeitalter läßt dabei alle Herzen derer höher schlagen, die von den „offiziellen“ Infos der Stars und Bands enttäuscht sind. Im Falle von BOB DYLAN sind das praktisch alle, denn bekanntlich sind Informationen aus dem Lager Dylans rar gesät, Interviews mit ihm so selten wie Weihnachten im Juli.
Anläßlich des neuen Albums ist das Bedürfnis, mehr zu erfahren, natürlich gewaltig. Das fängt an mit den gesamten Songtexten, die man bei „Expecting Rain“ (http://bob.nbr.no) finden kann. Ist zwar der Gesang Dylans auf „Time Out Of AfiWgut zu verstehen, so erschließt sich die komplette niederschlagende Wahrheit über seine neuen Songs erst beim Lesen: Hat man Dylan jemals als „bekennenden“ Songschreiber, der vielleicht nicht nur, aber auch und hauptsächlich über sich selbst schreibt, ernst genommen, so besteht anläßlich der tiefen, schlichten Traurigkeit und Ausweglosigkeit seiner neuen Texte Anlaß zur Sorge. Die Herzbeutelentzündung im Mai ist da nur das i-Tüpfelchen bei einem Mann, der wortreich und melodienarm „am Ende seines Lateins“ angekommen zu sein scheint. Für hartgesottene Fans, die nun wirklich jeden Schritt ihres Idols verfolgen und interpretieren müssen, sind die Setlists der letzten zwei Jahre unerschöpfliche Quelle und Diskussionsgrundlage. 3,0
Unter http://-www.-sunsite.unc.-edu-/elvis/elvishom.html findet man eine wirklich gute Anlaufposition – virtuelle Graceland-Tour eingeschlossen. Informationen über Religionen, die auf ELVIS aufgebaut sind, sowie die letzten „Elvis-Wasserstands-Meldungen“, etwa wann er zuletzt gesehen wurde, sind weitere Stationen auf der Reise durchs Netz. Da ist die Kunst des Sich-treiben-lassens angesagt – zu vielfaltig ist das Angebot. 3,0