Mike Scott – Still Burning
Mike Scotts Kunstverständnis ist ein altmodisches. Form ohne Inhalt klassischen Zuschnitts ist für den ehemaligen Waterboys-Chef nicht denkbar, Inhalt ohne adäquate Form Verschwendung von Zeit und kreativen Ressourcen. Also mußte die Nabelschau des Solo-Debüts Jßring ‚Etn AU In“ in vergleichsweise reduziertem Folk-Rock zu Gehör gebracht werden, also läßt er es jetzt, da sich seine Fühler wieder stärker nach der V< da draußen strecken, noch mal ordentlich krachen.
„Mike Scott shifts gear to füll blast rock and roll“, schreibt die Plattenfirma so schön zum gänzlich unmißverständlich betitelten Album. Das stimmt: Die Gitarren glühen, Bläser schmettern, Jim Keltner läßt seine Drums krachen, Niko Bolas hat koproduziert, und Neil bung stand als Scotts aktuelle Inspirationsquelle Pate. BigmusicBigmusic?
„All the answers I need are inside me“, hatte Scott noch auf JBring ‚Etn All In “ erkannt, nun fragt er gleich im drängenden Auftakt „Questions“ fest belustigt in einem eher seltenen Anflug von Selbstironie: „Who on earth am I meaning when I say me?“ Neugier treibt ihn wieder um, eine Prise Risiko und Leidenschaft darf es schon noch sein. Etwaige Selbstzweifel weichen der beneidenswerten Gewißheit: „And though the whole world will crumble, we know who we are.“
,Jt s not personal“, sucht Scott in einem (von ingesamt drei) Akustik-Intermezzi den Wind aus womöglich autobiographischen Segeln zu nehmen. Nicht, daß ihn nicht immer noch ein paar ganz persönliche Dämonen umtreiben würden – besondere der JDark Man Of My Dreams“, der in einem taumelnden Finale verabschiedet wird (Form und Inhalt!). Aber noch entscheidender ist der Schlußakkord von „My Dark Side“, wo die Musik plötzlich erstirbt und Mike Scott verschwörerisch flüstert: „Tve been hurt, but I’m alright -‚cause underneath there is a light.“
Und das steht dann im zentralen Song von „Still Burning“ frei und leuchtend am Firmament: „Love Anyway“, ein hymnisch-himmlisches, fest siebenminütiges Epos vom Schlage eines „Whole Of The Moon“, auf den Schwingen schwelgender Streicher getragen und vorgetragen mit jenem beschwörenden Gestus, den Scott nach wie vor perfekt beherrscht, ein blendender Anachronismus, der eine aus allen Angeln brechende Welt noch einmal in die alten Formen zwingen will, und als solcher jederzeit geeignet, uns noch einmal aus dem Sessel zu treiben, den Lautstärkeregler weit aufzudrehen und noch einmal an das Wahre, Gute, Schöne glauben zu lassen, an den Ort hinter den sieben Bergen, an dem sich alle bei den Händen fassen und alles gut werden wird.
Ja, das kann nur der alte Hymniker Scott, heute sogar besser als Bono, der alles ironisch brechen muß. Big music. 3,0