Nuggets

So eine Entdeckung wie die SWINGING STEAKS macht man wirklich gerne, denn hier brilliert ein Quintett mit Song-Gratwanderungen zwischen The Band und den Bodeans. Was ja sicher nicht die schlechtesten Koordinaten sind. Daß das Album „Shiner“ (Thrust TH0063) bereits vier Jährchen auf dem Buckel hat, dürfte aber kein Hinderungsgrund sein, eine Band zu entdecken, wo Songwriting und Performance eine hundertprozentige Verbindung eingehen.

Und daß die beiden Gitarristen und Sänger Jamie Walker und Tim Giovanniello (die nebenbei auch für alle Songs verantwortlich zeichnen) nicht etwa nur dank moderner Studiotechniken zu glänzen wissen, belegt „Bare“ (Thrust 0075), das die Band, nun kurz und knapp THE STEAKS genannt, Ende November ’96 im „Olde Vienna Kaffeehaus“ in Westboro/Massachusetts aufnahm. Genial gut, was hier Walker, Giovaniello & Co. völlig unplugged mit zwei akustischen Gitarren, Piano, Baß und Drums hinlegen; dagegen kann man die meisten MTV-Unplugged-Sessions in die Tonne treten. Und die fetzige Bluegrass-Version seines „White Freightliner Blues“ dürfte Townes Van Zandt mit Wohlwollen vernommen haben. – Und nun: bon appétit!

Ein THOUSAND$CAR nennt der Ami geringschätzend clunker (Klapperkiste). Was er in diesem Falle aber schnell revidieren würde, handelt es sich bei der Band mit dem tiefstapelnden Namen doch eher um ein Modell der Gattung „Traumauto“. Auf „Big Shot“ (CHJ/Freedom CHJ-1012) spielt dieses Quartett aus New Orleans mindestens so kompetent auf wie die etwaigen „Vorbilder“ Beat Farmers, Del Fuegos oder Cowboy Mouth. Alle vier Musiker teilen sich das Songwriting, drei singen Leadvocals, zwei Gitarren liefern sich packende Duelle, und weil die rockige Chemie hier so schön stimmte, ließ sich u. a. Peter Holsapple nicht lange bitten, ab Gast in die Tasten zu hauen. Allerfeinstes Handwerk.

Hier sind Spürnase und Fingerspitzengefühl am CD-Player gefordert, denn HORSESHOE, ein skurriles Quartett aus Houston/Texas, haben auf ihrem Album „King Of The World“(Hiccup0001) neben Bonus-Titeln und Demos auch einige Hidden Tracks untergebracht. Zu einem stilistisch höchst interessanten Potpourri aus Roots-, Rock-, Folk- und Country-Klängen liefern sie etwa mit „Germany“ eine erstaunlich genaue Zustandsbeschreibung unserer Republik und mit „Lester Bangs“ eine äußerst eigenwillige Laudatio an den großen Kritiker. – Horseshoe, das aktuellste und pfiffigste human juke-box-Modell à la NRBQ.

Kann exzessives Pink-Floyd-Hören Sünde sein? Für Willem Kucharzik aus Hannover auf keinen Fall, hat es ihn doch dazu bewogen, die MANDRA GORA LIGHTSHOW SOCIETY zu gründen, um mit ihr Raum und Zeit zu erkunden. Versteht sich, daß der Titel der Doppel-CD „The Mindexpanding Triprock Compilation“ (Patina Pat 01) Programm ist, denn hier feiert Psychedelia fröhliche Urständ. Die Gitarren mäandern, eine billige Doors-Orgel zirpt, die Tempi wechseln bedrohlich, und an allen Ecken blubbert und fiepst es. Wer die zeitgenössischen Nachfolger von Guru Guru oder Embryo sucht: voila.

Die Stimme, die einen hier spontan auf Tom Waits tippen läßt, gehört dem texanischen Ausnahmegitarristen JON DEE GRAHAM, der sein Können vor allem bei den True Believers (die Band um Javier und Alejandro Escovedo), aber auch bei den Silos, Calvin Russell u. v. a. hinreichend unter Beweis stellte. Auf „Escape From Monster Island“ (Freedom FR1013), seinem Solo-Debüt, ist Graham ganz sein eigener Herr, hat alle Songs geschrieben, produziert und mit Unterstützung einer exzellenten Band ein Album hingelegt, dem das Attribut „meisterlich“ gebührt. Wohl nur wenige Musiker nämlich dürften in der Lage sein, aus Midtempo-Songs oder gar Balladen mittels Stimme und Gitarre einen solchen Druck und eine solche Faszination herauszuholen. Hut ab!

Zu begehen sind die Alben in der Regel bei Chill Music, Scheeren 12,28865 Lilienthal, Taxim Records,AmDobben 3, 27330 Asendorf und Glitterhouse, Grüner Weg 25,37688 Beverungen.

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