Alternativen :: VON MICHAEL RUFF

Welch eine wundersame Wandlung haben drei Ex-Mitglieder der Haridcore-Polit-Combo Nation Of Ulysses durchlebt! Ihr neues Projekt MAKE-UP verkörpert den Geist der Cramps für die auslaufenden Neunziger – Trash, in stilvoller Kleidung, versteht sich. Wo die ersten zwei Platten noch etwas dünn klangen, steht die Band auf „Sound Verite“ (K/Semaphore) nunmehr in vollster Blüte. Eine fette Orgel füllt den Gruppensound auf, und Ian Svenonius‘ heiser jaulender Flüstergesang ist bestenfalls mit einem komplett durchgeknallten Curtis Mayfield zu vergleichen. Ähnlichkeiten mit Jon Spencer’s Blues Explosion gibt es zwar, doch gehen Make-Up wesentlich subtiler zu Werke – ohne das Trash-Idiom zu vernachlässigen, natürlich. 4,0

Auch THE VALENTINE SIX schöpfen aus traditionellem Fundus, stellen aber die düstere Variante dar. Sänger (und Saxophonist) Parker Valentine liegt stimmlich zwischen Nick Cave und Tindersticks, Pianistin Lily Wolf spielt ausschließlich tiefe Töne, eine verhallte Gitarre twängt, und das Schlagzeug wird meist mit Besen gespielt. Ihr gleichnamiges Album (Crippled Dick/EFA) zeigt außerdem Einflüsse von Tom Waits und den Lounge Lizards, wobei die texanische Herkunft der Band stets gegenwärtig bleibt. 3,5

Krautrock-Sammler dürfen jubeln angesichts der Neuigkeit, daß es Neues von NEU! gibt. Ganz so neu ist „Neu!/4“ (Captain Trip/Indigo) allerdings nicht: Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1985/86, und neue Entwicklungen sind auch nicht festzustellen. Was Michael Rother und Klaus Dinger zehn Jahre nach ihrem Split produziert haben, klingt eher nach einer Sammlung aus Schnipseln und Outtakes, die es damals nicht auf Platte geschafft haben. 3,0

Auf gleichem Label (und ebenfalls nur als teurer Japan-Import) erscheinen die 85er Live-Aufnahmen der Kölner Band DUNKELZIF-FER und Ex-Can-Sänger Damo Suzuki am Mikrophon. Zwar sind die Musiker keine Innovatoren, doch hört man die seltsamen Gesänge des „wilden Japaners“ (Irinin Schmidt) immer wieder gern. 3,0

Wer die Magie früher Can-Platten sucht, wird bei der Kölner Formation GENF eher fündig. Rhythmusorientierte, von minimalistischen Gitarren-Themen getragene Stücke werden behutsam mit allerlei Electronics verziert Dabei klingt Jmport/Export“ (Compost/PP Sales) nicht so schnell und vielschichtig wie die Ahnherren, aber schon die Anwesenheit von Ex-Can-Tonmeister Rene Tinner weist darauf hin, daß der Geist der richtige ist. 4,0

Die Energie, mit der das schwedische Quartett CARPE WADE au£“0ddMm Out“ (West Side/Indigo) zu Werke geht, ist schon beängstigend zu nennen. „I got disco on my mind and I wish it was rock’n‘ roll“ lautet der Refrain des Aufmachers „Super Ball“, und das sagt schon alles über die zwölf melodischen Kracher dieses Albums. Erstklassiger Power-Pop, bei dem Hüsker Du ebenso Pate gestanden haben wie die Manie Street Preachers. Als Gast tritt Posies-Sänger Ken Stringfellow in Aktion. 4,0

Das kalifornische Trio JUD, bekannt für schwer(mütig)en Rock, ist auf die originelle Idee gekommen, ein unplugged-Album aufzunehmen. Bemerkenswert ist aber, daß „Innermission“ (Noise-O-Lution/EFA) gar nicht lagerfeuerlich klingt. Vielmehr erklingen ihre introvertierten Songs hier mit dem andächtigen Tiefgang, der dem Rock-Format verschlossen geblieben ist. 3,0

Die gottlosen Garagen-Punks OBLIVIANS sind eine Gospelkapelle, weil sie in ihren Songs eine Kirchenorgel jubilieren lassen. Die Band hat früh mitbekommen, daß der Rhythmus und der Blues und das Gebet zusammengehören, denn ihr Zuhause ist Memphis. Wer will, kann in den stets ohne Baß eingespielten Stücken auf „Play Nine songs With Mr. Quintron „(CryptlEFA) auch religiöse Verbeugungen vor den Helden des Rock’n’Roll sehen.

3,5

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