Brendan Bnson – One Mississippi :: Virgin
Die Fürsorge von der Mutter; die Platten (wenigstens das!) vom Vater. Tja, selbst in der durchschnittlichen US-Hippie-Familie um die Ecke schien die klassische Rollenverteilung noch prächtig zu funktionieren. Brendan Benson, dem jetzt 27jährigen Sproß, scheint das nicht geschadet zu haben. Mal abgesehen davon, daß er sich – nach der obligatorischen Punk-Band und einem frustrierenden Kurzausflug nach L.A. – unendlich lange in diesem kleinen Zimmer verbarrikadierte, um einen Haufen Songs zu Papier zu bringen. Die jetzt auf seinem ersten Album zu hören sind.
Fast so, als wolle er seinen Erzeuger provozieren (vermutlich aus Sehnsucht), trägt Brendan Benson im Booklet von „One Mississippi“ ein Stones-Tour-T-Shirt aus den 70er Jahren zur Schau. Was aber nur sehr bedingt bzw. überhaupt keine Rückschlüsse auf das zuläßt, was dann hier musikalisch geboten wird. Als jüngste Referenz fallt mir immer nur (und immer wieder) Ben Folds ein, auch wenn ich gar nicht genau weiß, warum. Vermutlich der legeren Trio-Attitüde wegen. Und auch ein paar Echos der db’s scheinen durch den Raum zu schwirren, wenn Benson im typischen Debütantenstil loslegt: ungestüm, überschwenglich, ungezwungen. Und doch auch erstaunlich abgeklärt So abgeklärt, wie eben einer sein kann, der wenig Ahnung hat, wo’s langgehen soll – und trotzdem tönt: „I’m blessed“!
Es beginnt mit einer Kurz-Einladung zum Tee, setzt sich fort mit der Huldigung einer Schielenden und endet im surrealistisch angehauchten „Insects Rule“ – vermutlich ein Alptraum aus den lagen des fortwährenden Kreativ-Refugiums. Schöne Chöre, gewitzte Arrangements zwischen hart und zart, Halb-Akustik und Breitseite. Vor allem aber: Melodien, Melodien, Melodien. Dazu verschachtelt Brendan Benson auch mal Reggae-Schlenker sowie klassische Gitarren-Riffs (in „Got No Secrets“), als würden sie schon ewig zusammengehören.
Anything geht hier zwar trotzdem nicht Aber doch eine ganze Menge mehr, als man manchmal vermuten möchte. Und Bensons hell-vibrierende Stimme trägt das alles, ohne sich groß krumm machen zu müssen. Erstaunlich. Ach ja: Der Hidden-Track No. 14 hält noch ’ne flotte Hillbilly-Nummer parat, gesungen von einer gewissen Emma J. Der Brendan Benson zuvor den gleichnamigen Song gewidmet hatte. Süße Revanche wahrscheinlich.