Anywhen – Anywhen
Why is the music so loud. Eine Textfrage, die sich Anywhen gleich selbst stellen können. Wie ein Konglomerat des Pop-Sounds der frühen 80er Jahre, zwischen Cure, Simple Minds und Gang Of Four, so ist der Eindruck ihres Debüts. Knalliger Wave-Pop, bereichert durch den Umgang mit Samplern, aufgeblasen zu einem indifferenten Pathos. Dazu kommt eine Tendenz zu bedeutungsvollem esoterischem Geplätscher. Damit meine ich indes nicht Meditationsmusik, sondern den Drang, jeden noch so brauchbaren Ansatz mit Bombast auszukleistern, was entweder schwer im Magen liegt oder zu unsäglichem Kitsch verkommt.
Für Thomas Feiner, Sänger und Trompeter der Band, jedoch der richtige Humus, um in auratischen Reflexionen aufzugehen. „Threw my heart out into space, it came back with lesser weight, I contemplate…“ Jaja, so lassen sich existentielle Probleme lösen. An anderer Stelle: „I paint her face to keep myself from sinking back again/ I need those eyes to keep myself from sinking.“ Warum nur – etwa weil „the 20th Century sucks“?
Okay, Anywhen mögen durchgeknallte Burschen sein, die voll Elan ganz brauchbare Sequenzen produzieren, wie das energische „Kerosene“ oder auch den Power-Pop von „Paint“ (diese klingelnden Gitarren!). Inszenierung wird groß geschrieben, rockistisches Verhalten zurückgestellt, und man bekennt sich offen zu den musikalischen Vorbildern. Ein Song wie „Animal Man“ bildet in seiner glockenhellen Betonung und mit geschicktem Synthesizer-Gitarren-Kontrast ein transparentes Sound-Gestrick, selbst die Regression des Mannes zum ungezähmten Tier in der freien Natur kann bezaubern.
Romantizismus, Glamour und Opulenz jederzeit gern, aber in der richtigen Mischung und mit Stil.