STEINBRUCH :: KURZBESPRECHUNGEN
Der englische DREAM CITY FILM CLUB ist eine lärmend morbide Vereinigung, die auf dem gleichnamigen Debüt (Beggars Banquet/RTD) mit übertrieben klagendem Pathos und rostigem Gesäge den existentiellen Weltschmerz von Joy Division, Jack und den Tindersticks nachahmt. Eklektisch zwar und etwas abgeschmackt, doch passabel. 2,5
Am 24. Mai feierte Meister Zimmermann Geburtstag; BMG legte ihm ein feines Tribute-Album auf den Gabentisch. „May Your Song Always Be Sung -The Songs OfBob Dylan“ (BMG Ariola) enthält 19 Tracks – darunter finden sich Raritäten wie „Series Of Drearas“ von den Zimmermen, Ausgrabungen wie „Blowin‘ In The Wind“ in einer Aufnahme aus dem Jahr 1965 mit Bobby Bare und Highlights wie „Knockin‘ On Heaven’s Door“ mit den Leningrad Cowboys. Eitere Beiträge stammen von den Box Tops, von Dream Syndicate, Jimmy Barnes und Harry Nilsson, von The Hooters, Jose Feüciano und Jeff Healey. Um nur einige zu nennen.
4,0
Inga Rumpf gehört seid Frumpy und Atlantis in den 70er Jahren zu den teutonischen Urgesteinen im Rock-Steinbruch. Auch Gitarrist Alex Conti war bei Atlantis dabei und später bei Lake. Zusammen mit zwei jungen Kollegen an Baß und Schlagzeug bilden Rumpf und Conti die Besatzung eines ROCKSHIP, das mit dem Album ,Jiough Enough “ (Tin Can Discs/Ne w Music Distribution) viel Hardrock-Lärm erzeugt, aber trotz recht brauchbarer Cover-Versionen von Marvin Gayes „Sexual Healing“ und Stevie Wonders „Superstition“ leider nicht ins richtige Fahrwasser kommt * Da hilft nur der Griff zum wiederveröflentlichten Album Rieben, Leiden, Leben“ (plane/ARIS), mit dem Frau Rumpf 1983 Profil zeigte und das is heute kaum Staub angesetzt hat. Damals sang sie noch so richtig: „Heute noch wünsch‘ ich mir mehr Mut und trau‘ mich selber nicht“ Vielleicht ja morgen… 3,0
Ehe wir es vergessen: JOSEF ALZHEIMER und CC7 nennen ihr erstes Album ganz bescheiden „Meisterwerke“ (CBH Records/Semaphore). Der Wirt und Sänger Karl-Heinz Mierswa, der als Josef Alzheimer unter dem Motto „Liste Alz – Gott erhalt’s“ in den Regensburger Stadtrat einzog, befleißigt sich auf seinem Album des volksnahen Hauruck-Rock mit Comedy-Ader und bringt neben einigen sehr mittelmäßigen Provinzpossen auch feine Meisterwerke wie „Büstenhalterfetischist“, „Amore“ oder „Bauausschuß“ auf den Weg. Noch was vergessen? Nö. 2,0
Nach Alzheimer ins Delirium: Unter dem Namen Front Line Assembly zeichneten Bill Leeb und Rhys Fulber für diverse Alben des Industrial-Genres verantwortlich. Mit ihrem Projekt DELERIUM verschreiben sie sich introvertierteren Klängen. So verbindet das Album „Karma“ (SPV) Elektronik mit gregorianischen Chorälen; in den elf Tracks gibt es außerdem allerlei orientalische Elemente sowie Gebetsaufrufe aller Herren Länder. Leeb und Fulber engagierten mehrere Sängerinnen – beispielsweise Jacqui Hunt von der Gruppe Single Gun Theory für die Single-Auskopplung „Euphobia (Firefly)“, oder Sarah McLachlan, Camille Henderson, Kristy Thirsk und Lisa Gerrard von Dead Can Dance. Das Ganze hat etwas. 3,5
Und nach dem Delirium erwartet uns ein tiefer und erfrischender Schlummer: Mit „A Deeper Kind OfSlumber“ (Century Media) liefern der schwedische Sänger, Gitarrist und Songwriter Johan Edlund und seine Band TIAMAT ein gelungenes Gesellenstück ab. Auf dem Vorgänger „Wild Honey“ herrschten noch sehr schwermetallene Klang-Legierungen vor – jetzt treten Edlund und Co. offenkundig mit schwerblütigen Epen und elektronisch gefärbten Elegien in ihre psychedelische Traumphase ein. Und das klingt trotz allem ziemlich aufgeweckt. 3,0 Eine müde Nummer liefern hingegen GARRY CHRISTIAN ab, der einst zeitlos schöne Songs wie „Forgotten Town“ hinkriegte. Die zehn Stücke auf „K>«r Cool Mystery“ (eastwest) plätschern dagegen nur noch seicht und gefällig vor sich hin – aufs ärgerlichste läppischer Cocktail-Soul mit appliziertem Babiturat-Dressing. 1,0
Aufhorchen lassen die 13 Songs „InstrumentalEncounters“ von JAMES GERRAD GILMOUR (Magnetic Air/SPV). Der Keyborder der kanadischen Gruppe Saga greift tief in seine Effektbörse und fabriziert teils elektronisch flirrende, teils akustisch perlende, dabei immer ein wenig pathetisch, aber dennoch schön melodisch klingende Muntermacher mit Folk-Feeling und Klassik-Disziplin. Mike Oldfield goes Wagner. Nicht mal übel. 2,5
Nicht nur Supertramp feiern derzeit ein Comeback. Auch Herr RO-GER HODGSON, der für Songs wie „Dreamer“ und „Breakfast In America“ verantwortlich zeichnete und sich 1983 von der Gruppe trennte, meldet sich nach langjähriger Pause zurück. Seine „Rites Of /Wage“(Unichord/EFA) erinnern mit drei erstaunlich frischen Supertramp-Oldies, seiner typischen hohen Stimme und Beiträgen von Saxophonist John Helliwell an alte Supertramp-Zeiten. Hodgsons 16jähriger Sohn Andrew sitzt bei diesem Live-Mitschnitt an den Drums, und auch Minimal-Guru Terry Riley darf zwischendurch mal die Saiten der Tamboura streicheln, dazu „Aum“ singen. 3,0
The woodwork squeaks and out comefmaks». Auch EDGAR WINTER, Johnnys kleiner Bruder, meldet sich nach längerer Auszeit mit einem neuen Album zurück. „I’m Not A Kid Anymore“ (Magnetic Air/SPV) behauptet Edgar – und wer wollte dem 50jährigen Haudegen darin widersprechen? Schließlich sieht er auf den elf Tracks zwischen Rock und R&B, darunter eine neue Einspielung seines Hits „Frankenstein“, doch schon ziemlich alt aus. 1,5
Meanwhile back in Bavaria: Während sich Hale-Bopp für die nächsten 2000 Jahre ins AU verdrückt, lernen wir unter dem Titel „Ein Komet ist ein schmutziger Schneeball“ die Geschichte des prototypischen Indie-Labels und -Vertriebs Schneeball von 1976 bis 1997 kennen (Faruk Musik/Indigo). 20 Interpreten von Ton Steine Scherben über Embryo bis hin zu den Dissidenten und Amon Düül 2 geben einen Überblick über das Schneeballsystem. 1,0 bis 4,0