Ben Harper :: The Will To Live
Der Mann ist einfach unschlagbar. Zumindest wenn es um Plattentitel geht, die mit apodiktischer Bravour den Weg weisen. Nach „Fight For Your Mind“ (mit dem nicht minder unschlagbaren Leidens-Cover im Flammenmeer…) macht es Ben Harper diesmal nicht unter „The Will To Live“. Den, zetert er beschwörend, müßten wir doch alle aufbringen können, irgendwie. Dazu röhrt die Weissenborn-Gitarre. Ist das schon alles?
Nein, so schlimm kommt’s dann doch nicht. Erträglich, ja zwingend agiert der heisere Protestler immer da, wo er nicht postuliert und proklamiert (schlimmstenfalls noch Allgemeinplätze), sondern einfach konstatiert und mit erschrockener Anteilnahme den Mikrokosmos alltäglichen Schattendaseins seziert. „Widow Of A Living Man“ etwa macht seinem Titel alle frösteln machende Ehre; der wohl bewußt old fashkmed abgemischte Blues-Stomper „Homeless Child“ überzeugt ebenso wie der Country-Schleicher „Ashes : Mit fast erstickender Stimme beklagt Harper da den unvermeidlichen Liebesverrat und reimt „dust“ auf „trust“.
Nicht zuletzt findet Ben Harper in solchen spartanisch arrangierten Tracks eine klare musikalische Linie, die sonst schon mal verlorengeht. Nach der doch recht kontemplativen Gangart des letzten Albums überrascht er hier gleich zum Auftakt mit einem dröhnenden Slide-Riffund donnernden Drums. Doch die akustischen Intermezzi bleiben in diesem Kontext Fremdkörper. Da findet nicht zusammen, was zusammenfinden soll. Und später verläuft er sich in seinem Streben nach Vielseitigkeit auch schon mal in der Rock-Einbahnstraße („Glory & Consequence“, diese Titel!) und im Fusion-Tunnel (bei „Mama’s Trippin'“).
Der Rest ist nicht Schweigen, sondern Gospel in verschiedensten Varianten – vom Reggae („Jah Work“) bis zum ganz traditionellen Schlußpunkt: „I Shall Not Walk Alone“ macht sich Ben Harper noch einmal Mut. Selbstversunken dem jüngsten Tag entgegen. Da wird selbst der bloße Akt des Zuhörens schon fast zum Störmanöver. Pssst!