The Charlatans – Tellin‘ Stories
Madchester, so much to answer for. The Charlatans sind zwar noch nicht so alt wie die ganz alten Charlatans (siehe die Rubrik „Replays“ immer mal wieder), aber sie sind sieben Jahre nach Rave noch da, obwohl ihr Keyboard-Spieler tödlich verunglückte. Die Charlatans sind aber im Kern Mark Burgess, ein Mann, der von Eitelkeit und Größenwahn getrieben wird, bloß – anders als Gallagher – keinen Witz hat. Damals hatte die Band einen großen Moment, als „Some Friendly“ erschien, alle baggy trousers trugen, den lieben langen Tag Gatorade tranken und antiquierten psychedelischen Lichtorgeln bei der Arbeit zuschauten. War natürlich nicht so, aber ich erinnere Dinge gern auf meine Weise.
„Charlatans ist wie Champions League“, orgelt jetzt die deutsche Plattenfirma anläßlich von „Tellin‘ Stories“, und wir wissen zwar nicht, wie Champions League ist (blöd, laut und voll vermutlich), aber ein paar Vorschläge haben wir auch: Charlatans ist wie das Weiß im Auge des Feindes. Charlatans ist wie Rührei. Charlatans ist wie eingeschlafene Füße. Charlatans ist wie Scharlatanerie. Ja, lustig.
„Der bis dato größte Wurf der Band“ ist der bis dato bombastischste, verhallteste, leierndste und epigonalste Quatsch der Band. „I’ll be there in the morning, can’t you see I’m telling stories my sweet angel’s everlasting true love ways“, Beatles bla-bla, spätpubertär, uninspiriert, nervtötend, so eiert und quakt es dahin, „pleased to meet you“, danke. „Let It Bleed“?
No,“Let It Be“. Am schönsten kommt „Area 51“, ein beschwingtes Orgel-Instrumental, zu dem Mark Burgess mal gar keine Geschichte erzählt. Dort, nur dort liegt die Zukunft der Charlatans.
Klappe halten und erwachsen werden.